Dienstag, 15. November 2016

Aufbruch einer Druse

Karl Christian Müller alias Teut Ansolt alias Teut alias Dr. Karl Müller


Nomina vestigia
Warum noch über den bündischen Dichter Karl Christian Müller (1900-1975) schreiben, dessen Bild von den einschlägigen Personaldossiers der Webseiten knapp gerahmt und als nebenrangig und regional gleich wieder weg klickbar wird? Gibt es doch in der Bündischen Jugend vor den Verbotsjahren ab1933 rund 1200 Gruppierungen, an deren Spitze ein mehr oder minder charismatischer Bundesführer stand, der sich oft im Rückblick in einem Satz zusammen mit dem Namen der jeweiligen Organisation charakterisieren lässt.

Das Bild des saarländischen Dichters und Jungenführers Müller präsentiert sich hingegen mit facettenhafter Ambivalenz und man muss endlich einmal exemplarisch fragen, wer wann und wie wer ist. Auch der etwas ältere Kurt Tucholsky aus seiner Schriftstellergeneration schrieb unter mehreren Pseudonymen (“5 PS“), Erich Kästner (*1899) im dritten Reich notgedrungen ebenfalls unter „erlogenen“ (pseudo-), milder gesagt, unter falschen Namen. Als Teut Ansolt tritt Karl Christian Müller 1929 mit seinem Lyrikband „Kranz des Jünglings“ erstmalig hervor und behält dieses Pseudonym in den dreißiger Jahren für seine lyrische und dramatische Produktion bei neben seinem eigentlichen dreiteiligen Namen für narrative Prosaprodukte sowie Dr. Karl Müller nach seiner eigenwilligen universellen Metrik „Die rhythmischen Masze“ (1931) weiterhin für Essays besonders ab 1933 z.B. in „Die Westmark“, gern auch im gleichen Heft janusköpfig gepaart mit eigener Lyrik als Teut Ansolt. In der Jugendbewegung, d.h. in dem von ihm 1929 gegründeten Jungenbund Trucht, ist er kurz und klein teut genannt und bleibt dies auch nach seiner Rückkehr aus der ägyptischen Gefangenschaft nach 1948 in der wieder entstandenen bündischen Szene ab Beginn der 50ger Jahre, ediert aber bis zu seinem Tode 1975 seine zahlreichen Gedichtbände ausschließlich unter seinem vollständigen, dreiteiligen Namen.

Man hat den ersten, jedoch vordergründigen Eindruck, hier würde in den dreißiger Jahren nominell je nach literarischem Register Adressaten differenziert editorisch vorgegangen. Vergessen wir aber nicht, dass Pseudonyme zunächst einer Verschleierung des Urhebers dienen, sei es aus Gründen der Umgehung einer Zensur, also thematisch-politisch bedingt, oder weil man Probleme mit seiner eigenen Identität oder schriftstellerischen Selbstbeurteilung hat, um den naheliegenden etymologischen Hinweis auf eine wirkliche Vorspiegelung bzw. Lüge nicht zu vertiefen. Nur Eingeweihte können das Pseudonym einer einzigen bestimmten Person zuordnen – oder anders herum gesagt, die mit einem Pseudonym versehenen Werke sollen einer bestimmten Person nicht zugeschrieben werden, sondern vertreten autonom eine spezielle Rolle und sprechen so getarnt nur zu denen, die sich ausschließlich am Pseudonym orientieren. Müllers bündischer Gefährte und späterer Antipode, Eberhard Koebel (tusk), verwendete schon vor dem Exil gern Pseudonyme, um seiner Meinung nach unpopuläre Meinungen zu vertreten oder um zu verschleiern, dass die Artikel seiner diversen Zeitschriften zuweilen von ihm allein verfasst wurden.[1]


Wie sah dies im Zusammenhang zu Beginn der dreißiger  Jahre aus?
Die Schriften Karl Christian Müllers sind aufgelistet in einem unter dem Namen seines Freundes Werner Helwig erschienen Aufsatz „Weg und Werk Karl Christians Müllers“ in den Saarbrücker Heften 27, 1968, S. 21 f., den Müller wegen Helwigs Zeitmangel selber akribisch abfasste und den Helwig nach seiner Rückkehr von einer Südafrikareise lediglich stilistisch zu redigieren versuchte.[2] Müller schaute hier also auf seine eigenen Werke bis zu seiner kurzen Kölner Dissertation 1923 über Jean Paul zurück, die allerdings nie veröffentlicht wurde, und nutze im schützenden Schatten Helwigs die einmalige, heute wie damals niemandem bekannte Gelegenheit, eigene, selektive Akzente in der Präsentation seines literarischen Werdegangs zu setzen. 

Im Leipziger bundeseigenen Truchtverlag erschien 1933 das dritte der Jungenspiele von Teut Ansolt, 1968 von ihm zitiert als: „Der Waffenstillstand, Jungenspiel“. Diesem vergriffenen und nur noch im Dudweiler Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass zugänglichen kleinen Blankversdrama begegnet man unvermuteter Weise in der „Liste der auszusondernden Literatur“ der Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone 1946 und auch im zweiten Nachtrag 1948 wieder. Hier wurden u.a. alle Schulbücher von 1933-45 zur Ausmerzung indiziert, alle militärischen Publikationen und „ähnliche ohne weiteres als NS-Schrifttum zu erkennenden Druckschriften“.
Nun assoziiert man leicht den Titel „Waffenstillstand“ mit dem militärischen Ende des ersten Weltkrieges: ergo eliminandum sit! Oder trifft der Bann ein NS-Werk der ersten Stunde mit seinem wohl 1968 unzeitgemäßen und deswegen von Müller alias Helwig ausgeblendeten Originaltitel „Der Waffenstillstand, ein heldisches Spiel“? Ohne hier schon ausführlicher auf den Inhalt einzugehen, entnehmen wir eine erste Antwort auf das Warum der Indizierung der Schlussbemerkung auf S. 16: „ Das Spiel wurde nach einer Novelle von Grigol Robakidse, „ Imam Chamyl“ aus: Grigol Robakidse, Kaukasische Novellen, Inselverlag Leipzig [1932], verfasst. Die Lieder stammen aus der Trucht.“   
Dieser georgische Schriftsteller (1884-1962) war 1931 nach Deutschland emigriert, wo er schon vor dem 1. Weltkrieg in Leipzig studiert hatte. Seine Novellen sowie besonders sein  Roman „Die gemordete Seele“ (1933) beschwören die von Entzauberung und Entgötterung durch den Bolschewismus und Stalinismus bedrohte heimatliche kaukasische Mythenlandschaft. In seinem publizistischen Kampf gegen den Bolschewismus schlug er sich später fatalerweise mit zwei apologetischen Büchern auf die Seite des europäischen Faschismus: „Adolf Hitler, von einem fremden Dichter gesehen“ (1939) und „Mussolini, Visionen auf Capri“ (1941), in hohen Auflagen bei Eugen Diederichs verlegt und bibliographisch ins NS-Schrifttum aufgenommen. Es ist vor diesem Hintergrund natürlich folgerichtig, Teut Ansolts „Waffenstillstand“ nach der Niederlage des Faschismus schon wegen dieser Quelle aus zu sondern. 
 
Indessen muss man noch weiter gehen und fragen, ob nicht thematisch auf der Spur kaukasischer Heldenmythologie hier 1933 eine ideologische Neuorientierung teuts begann, mit der er sich bei dem neuen Reich anbiederte. Müllers beiden Jungenspielen vor dem „Waffenstillstand“ ist keine zeitbezogene politische Tendenz anzumerken.[3] Aber „heldisches“ Spiel um Krieg und Frieden steht in diesem Schicksalsjahr Deutschlands in einem neuen politischen Kontext, auch wenn nach einer Aufführung vor dem NS-Jungvolk in Thürimgem ein sofortiges Verbot wohl kaum den Inhalt, sondern einen institutionellen bündischen Führer als Autor und seinen Bund, die Deutsche Jungentrucht traf und drittens den missliebigen bündischen Verlag Günther Wolff in Plauen. 
Das Heldische mit durchaus verschiedenen Akzentsetzungen ist damaligem bündischen Denken und Dichten nicht fremd, nimmt man z.B. Eberhard Koebels „Heldenfibel“ der d.j.1.11 (erschienen im November 1933)) und deren Samurai-Kult (in Auseinandersetzung mit der Zen-Philosophie) neben dem an russischer Kosakenfolklore inspirierten martialischen Liedgut (Koebel: „Soldatenchöre“, teut: „Lieder der Trucht“, beide Ende 1933). Die Nachahmung bzw. Aneignung ist einerseits Schwärmerei, Flucht in Gegenwelten, geht andererseits jedoch auch und gerade in jungenschaftlichen Bünden darüber hinaus und unterliegt nicht nur verbal paramilitärischen Übungsformen. Die von Arno Klönne vorgenommene Differenzierung zwischen Hitlerjugend als völkisch orientierte, hierarchisierte Organisation mit „Dienst“-, Lager- und Aufmarschkultur einerseits und erlebnisorientierte Wanderfahrten und freier Gruppenführung bei den Bündischen andererseits konstatiert Mischformen in bestimmten, auch defensiven  Zeitabschnitten.[4]
 
Hier im „Waffenstillstand“ schlägt unter Rückgriff auf das eigene kriegerische Liedgut teuts Einleitung einen intensivierenden Ton an, der die bündische Heldenmythologie des Jahres 33 in Bezug zur neuen politischen Situation setzt:
 
„Die neue deutsche Jugend sucht das Bild und die
Deutung ihrer Haltung und Gestalt. Aus ihrer Ge-
sinnung soll es entwachsen und zugleich soll es sich
rückwirkend wieder als eiserne Zucht in ihre Seelen
und Leiber brennen.
Der unerbittliche Dienst, den sie sich heute aufer-
legt, soll nicht dumpf und schwer in ihnen lasten,
sondern die Sterne des höheren völkischen Sinnes
sollen durchhellen und jenes Bewusstsein von Art und
Wollen geben, das jene Unerschütterlichkeit schenkt, 
die von keiner Mühsal zermürbt werden kann.
 
Solche Gemeinschaft im heldischen Opfer und in
heldischer Zucht vermag nur das dramatische Spiel
zu geben, in dem das Heldische nicht nur Stimmung, 
sondern Tatbild wird, in dem das tragische Wider-
spiel der Kräfte die Erkenntnis der großen Schicksals-
gerechtigkeit gibt.
 
Tat werde darin zum Bild, damit Bild wieder Tat werde!“
 
Nicht nur der Begriff „völkisch“, sondern der Wertekanon von Gesinnung, „eiserne Zucht einbrennen“, Opfer, Schicksal und (sublimer) Dienst spiegeln eine Orientierung an der neuen nationalsozialistischen Jugendideologie wider, selbst wenn der Schlusssatz dies abstrahierend mildert. Er ist rhetorisch nicht zufällig ein Chiasmus, d.h. eine Figur der totalen Umkehr unter Beibehaltung derselben Elemente.
 
Man muss in einem nächsten Schritt kurz die Originalfassung bei Robakidse untersuchen, um Teut Ansolts Programm und dessen Realisierung auf die Frage hin zu untersuchen, wie weit hier der Beginn einer graduellen Selbstgleichschaltung vorgenommen wird oder welche Wurzeln der Affinitäten noch weiter zurück reichen. Dazu sind zudem Parallelen in der Schriftenreihe der Trucht, „Der Große Wagen“, zu analysieren, die teut ab 1934 persönlich herausgibt. Als Gegenkonzept soll zuvor Eberhard Koebels „Heldenfibel“ vergleichend heran gezogen werden. Rückblickend muss auch Karl Christian Müller zu seinen politischen Motiven aus seinem Briefwechsel mit Werner Helwig gehört werden, einem bündischen Autor, der immerhin in den dreißiger Jahren das Reich zu meiden hatte.
 
Grigol Robakidse: Der Imam Schamyl
Nach siebzehn Jahren Krieg gegen der Russen, die die Freiheit des Kaukasus bedrängen, sind der Imam Schamyl und seine tschetschenischen sowie anderen Verbündeten trotz mancher Siege erschöpft und das „furchtbare Wort ‚Waffenstillstand’“ (S. 69) geht unausgesprochen durch ihre Köpfe. Niemand hat allerdings den Mut, mit dem Imam darüber zu sprechen, um nicht als Verräter zu gelten. Man bewegt dessen Mutter, den „feuerfest gehärteten Charakter“ (S. 71) ihres Sohnes zu erweichen. Er hört sie zwar an, doch statt den Obersten Rat einzuberufen, reitet er allein davon: „Waffenstillstand, das war die Schande“ (S.73). 
Daraufhin hat er eine Art Schlüsselerlebnis äußerer Motivation:
An einer Quelle trifft er auf Krieg spielende Kinder, die sein vor sich hin gemurmeltes „Wir werden die Feinde schlagen“ (S. 74) begeistert wiederholen. Ihr unbesiegbarer Führer Schamyl, den sie nicht erkennen, werde die Feinde schlagen! Ermutigt, doch an seiner Stärke noch zweifelnd zieht dieser sich einen Tag lang in die Moschee zurück, ehe er zur beunruhigten Menge hinaustritt. Der Prophet, so stammelt er pythisch, habe hundert Peitschenhiebe demjenigen zugedacht, der als erster zum Waffenstillstand rate. Die Mutter bekennt sich dazu. Schamyl will opferbereit 95 Hiebe auf sich selber nehmen, da erschallt ein Ruf aus den Reihen der Kämpfer: „Wir wollen keinen Waffenstillstand. Wir kämpfen, bis zum Tod!“ (S. 77) Eine kollektive dionysische Begeisterung greift um sich: „In dem lebendigen Körper der Masse wurde die wirre und dunkle Gestalt des Rauschgottes spürbar. Das Volk zerriß sich im Überschwang seiner Kräfte“ (S. 78) und beginnt zu tanzen.  Der Imam Schamyl schwingt sich auf sein Pferd und, gefolgt von seinen Mannen überspringt er unversehrt eine gewaltige Schlucht: „Reiter und Pferd wurden eins wie ein Zentaur“. (S. 79) 
 
Mit diesem abrupten mythischen Aufschwung endet die Novelle. Man weiß implizit, dass der Kampf weiter geht, genährt aus der neuen Energie des gemeinschaftlichen Willens und des Wagemutes des Anführers.
 
Der Waffenstillstand, ein heldisches Spiel von Teut Ansolt
Die Bearbeitung der Novelle Robakidses durch Müller ist literarisch sehr ambitioniert, denn sie unterlegt der Gesamthandlung das klassische Tragödienschema hier mit fünf „Auftritten“ statt Akten und versifiziert die Dialoge. Die jambischen Verse verweisen auf die Klassik, der sprachliche Duktus erinnert an Stefan George. Das Heldische spielt sich auf der Ebene der Fürsten ab. Die Kinderszene, aus der man als Plot in der Tradition der Bewegungsspiele eines Martin Luserke auch die Perspektive der Jungen ableiten könnte, bleibt in ihrer Funktion und in ihrem Umfang unverändert.[5] Andere Änderungen knüpfen signifikativ an die Welt der bündischen Jungen an. Der Imam Schlamyl, den Ansolt im Zitat schon „Chlamyl“ schreibt und damit eine jüdisch klingende Assoziationen beiseite schiebt, wird hier zum „Herzog“ („Führer“ ist semantisch vergeben) namens Ili. Diesen Namen führt dann 1934 der Held in eigenen Erzählungen (wahrscheinlich teuts) in der Zeitschrift der Trucht, „Der Große Wagen“.[6] Hier im „Waffenstillstand“ scheint anfangs der nominelle und situative Kontext auf eine bündische Realität bezogen, indem die elf  Protagonisten zum Teil mit Fahrtennamen (der Uraufführer?) wie „Ossi“, „Helgi“ oder „Götz“ oder sogar „Tasso“ in einem Lagerfeuerszenarium belegt werden. Der islamische Hintergrund erscheint neutralisiert. Statt in die Moschee zieht sich Ili in einen Tempel zurück und nicht der Prophet spricht zu ihm, sondern der „Herr“. 
Im ersten Auftritt beraten die im Feldlager versammelten Fürsten in der Morgendämmerung. Lied („Der Morgen dämmert, Krieg ist entfacht“[7]) und Tanz stimulieren Kampfentschlossenheit und Opferbereitschaft:
„[..]                            Der Kampf gebiert
den Tod, und Kampf ist unserer Seele Lust
und Zeugung. Wir verleugnen nicht das Kind
der Lust, das sich in Schmerz gebiert.“ (S. 5)
In einem langen metapherreichen Monolog wird der gerade errungene Sieg angesichts der Übermacht der hasserfüllten und feigen Feinde darauf hin befragt, was es für ein Sieg sei, wenn alle stürben und was das Todesopfer nütze. 
„Weil unsere heldische Art der ganzen Welt
ist fremd und ihre Ruhe stört, wollen sie 
uns meucheln, aus uns rotten wie ein wild
Getier. In Riesenmassen wollen sie uns
erdrücken, ohne eigenes heldisches Opfer,
Polypenarme greifen schon nach uns.
Wieviele Arme hieben wir schon ab?
Es wuchs ein jeder nach.  [..]“ (S. 6)
Der Rat, einen Waffenstillstand anzunehmen, wird mit der Hoffnung verbunden, nach einer Erholungsphase den Kampf frischer wieder auf zu nehmen. Aber wer trägt dies dem Herzog Ili vor, ohne als feige zu gelten? Die einzige, die ohne Scham vor ihn treten könnte, wäre seine Mutter, die zugleich die Mutter des ganzen Volkes ist. 
Der zweite Auftritt spielt im Schloss. Die Mutter, hier Otgeb genannt, soll davon überzeugt werden, dass sie allein den Stolz des Sohnes beugen kann. Der Waffenstillstand sei der letzte Funke Hoffnung für alle. 
„Doch seiner Tat Gesetz ist mir so fremd
wie euch. Er herrscht, und ich muss dienen ihm 
wie ihr. Er hat sich längst von mir gelöst.
Er kennt nur sein Gebot.“ (S. 10)
Der kurze, dramatische dritte Auftritt beginnt mit einem Umschwung: die Mutter fühlt sich unfähig, den Auftrag aus zu führen und ruft vergeblich die Fürsten zurück. Ili tritt herein und erfährt sofort, worum es geht. Ihn interessieren zunächst, wer die Gesandten waren, flieht dann aber in die Einsamkeit.
Ili hält sodann (Auftritt IV am Brunnen) einen selbstquälerischen antithetischen Monolog, zweifelt an seiner Härte, deren Ursprung Teut Ansolt psychologisch als heroische Genese begründet und damit weit über die Quelle hinausgehend: Ili lag als Jüngling zwei Tage verwundet in Todesnot und ersteht daraus neu, gewaltsam durch sich selber verwandelt:
„Damals in Todesnot erdrosselte ich alles,
was schwach in mir war, damals erstand ein Wesen
aus meines Blutes Qual, das alle Frage
in mir erstickte, ward ein andrer Mensch
in mir geboren, jener, der den Tod 
bezwang. Wie ich den Degen ausriß aus
der Brust, riß ich das aus, was Mensch gewesen
und Gott stand in mir auf [..]“ (S. 12)
In diesem Augenblick höchsten Widerspruchs zwischen seiner heroischen Mission und dem aktuellen Zweifel an deren Gültigkeit nähern sich  Knaben dem Brunnen, um ihre Dolche zu härten. Ili tritt näher, trinkt und spricht gegen den Zweifel affirmativ vor sich hin:
„Wir werden doch den Feind besiegen!“ (S. 13)
Hier vollzieht sich die Peripetie in klassischer Dramatik. Wie angekündigt, wird Wort Tat: Die Knaben jubeln siegesgewiss und schwingen ihre Dolche im Vertrauen auf den Herzog, den stärksten Held des Volkes, ohne dass sie ihn vor sich erkennen, was den Umschwung noch erhöht: „Niemand kann ihn besiegen“. Der Unbesiegliche besiegt auch den unerkannt anwesenden Ili. Die nächste Generation hat daran keinen Zweifel und Ili hört darin Gottes Stimme wie einst Augustinus im „lege tolle“. 
Die Schlussszene zeigt Ili im Tempel, wo er zu einer Einsicht kommt, die so nicht aus der Quelle Robakidse entlehnt wird. Das Verhängnis eines gemeinsamen Untergangs wird akzeptiert:
„[..] Wenn wir auch untergeh’n, 
die Sage unseres Heldenkampfes wird andere
erwecken, Volk von gleicher Art wird sich
erheben wie die Sonne neuen Tags.
Ohne Opfer sterben wird nicht Sonne sein!“ (S. 14/14)
Ili tritt vor das verunsicherte Volk. Jetzt erscheint die Peitschung der Mutter, die Ili bis auf fünf Schläge auf sich selber nehmen will, fast wie eine geplante Selbsterniedrigung, die das Volk nicht ertragen kann und deshalb zum Selbstopfer bereit ist. Alle schreien, dass sie bis zum Tod kämpfen und mit dem unbesiegbaren Ili siegen wollen. Als Kampflied erklingt der Truchtgesang: „Es bebet die Erde“. Ili schwingt sich auf sein Pferd und rast „wie seines Willens Sieg“ (S. 15) los und wagt den Sprung über den Abgrund:
„[..] Heil, Heil, Heil dem Herzog!
Alle: Er gab des unerhörten Siegs ein Zeichen!
SCHLUSS“ (S. 16)
Die stoffliche Verkürzung intensiviert den abrupten Ausgang. Als Geste des Anführers steht der große erneuerte Aufschwung, dem alle siegestaumelnd folgen werden. Dass dazwischen ein Abgrund droht, wird von den zum Herzog jenseits der Schlucht erhobenen Blicken übersehen. Sieg- und Heilgeschrei als Manifestationen von Opferbereitschaft, Heldentum und Gefolgschaft leiten entsprechend dem Vorwort eine neue Zeit ein und erfordern neue militärische Verhaltensweisen in der Jugenderziehung. Teut kann als Jungenführer, der dieses heroische Spiel von Knaben aufführen lässt, die Tragweite seines Trainingsspiels 1933 nicht abschätzen und auch nicht die Tragödien, die aus dem Kampfgeschrei der Massen entstehen werden. Der Autor drückt nicht nur eine revanchistische Haltung aus, er arbeitet an ihrer Ausformung mit.
 
Heldentum I
Es gab im politischen Spektrum der Gesellschaft vor 1933 durchaus warnende, unüberhörbare Stimmen mit pazifistischen Positionen. Kurt Tucholsky alias Ignaz Wrobel schrieb anlässlich eines Hochverratsprozesses in „Die Weltbühne“ einen Aufsatz  „Der Leerlauf eines Heroismus“.[8]
„Dieser Heroismus läuft leer. Es ist das Heldentum an und für sich, also gar keines. Der vage Begriff  „Vaterland“ ist eine mythische Formel, und gegen nichts wehren sich diese Männer so wie gegen eine gedankliche Auflösung ihrer pseudoreligiösen Formeln, und sie wissen sehr gut: warum. Es wäre das Ende. Das blanke Nichts träte zutage. [..] Was die jungen Leute aus den heute „Bünde“ genannten Vereinen sagen, ist nicht viel anders. Man sei ein für alle Mal – gegen rechts oder links – misstrauisch, wenn jemand den Angriff auf einen Standpunkt mit dem Geschrei „Gotteslästerung“ erwidert. Dann ist etwas faul.
In beiden Lagern, bei der Reichswehr und den nationalen Bünden, herrscht derselbe Leerlauf des Heroismus. [..]
   Mars ist blind und hat keinen Kopf. Er hat nur einen Helm.
Und ihr spiegelt euch in diesem Helm. Wie hat es 1914 so weit kommen können? Wie war das möglich? Es war möglich durch eine raffinierte und gewitzte Vorarbeit; durch ein tagtägliches Trommelfeuer von Kriegsvorbereitung, durch die Marktschreierei eines leerlaufenden Heroismus.“
Soweit derjenige Warner, dessen Schriften zusammen mit denen Ossietzkys, des Herausgebers der „Weltbühne“, im Mai in Berlin dem Feuer übergeben wurden mit folgendem Ruf: „Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen Volksgeist!“[9] Die Wertegriffe einer sogenannten neuen Epoche sind antithetisch, wobei die Antithesen aus einer völlig abstrusen Einschätzung abgeleitet und damit von Natur aus schief sind. 
 
Die Idee eines bündischen Heldentums wird in unserem Zusammenhang Ostern 1931 vage thematisiert, als die neue „Deutsche Jungenschaft Fulda-Bund“ (in der Eisenbahn am 6.5.1930 auf der Haltestelle Fulda beschlossen), zu der teut als Mitbegründer mit seinem Gau Trucht gehört, unter der Führung von tusk (Eberhard Koebel) das sogenannte Sühnelager am Traunsee/Österreich zusammen mit den österreichischen Gruppen veranstaltet. Die anschließende Dokumentation wird Teut übertragen, der mit folgendem Programm (in Georgischer Kleinschrift und Interpunktion) um Beiträge der ca. 300 Lagerteilnehmer bittet:
„vergesst nicht des wunsch tusks. gute und zahlreiche einzelberichte vom sühnelager verfassen. schreibt konzentriert und stark über das was euch am klarsten zum bild geworden ist. z.b. das große zelt, das kohtendorf, see und berg, die führer, unser tanz, das groteskspiel, der fackelzug, die nacht, fahnenwache, gesamtverlauf des lagers, das reichshordenschiff, unsere gespräche, freundschaften, ausklang usw. auch im thema kann viel erfindung stecken. schickt alles sofort an mich, lasst die erlebnisse zwar sich klären, aber nicht verblassen, schreibt gut, erlebnisfrisch, nicht zu billig impressionistisch, expressionistisch, reportenshaft. überall walte unser tiefer geist und die heldische gesinnung“.[10]
Hat der letzte Satz die Teilnehmer verschreckt? Acht Tage später mahnt teut:
„bisher ging kein einziger bericht ein. wenn ihr nicht wollt, machen tusk und ich alles allein.“[11] Der letztere zieht in derselben Rakete 44/45 eine desillusionierte Bilanz dieses Lagers. Er sei nicht mehr gutmütig und sozial, sondern drohe mit Degradierung und der Aburteilung der unwürdigen Kordelträger. Die Bundesführung steht offenbar mit ihrem Kurs ohne Volk da. Eine Woche später sind folgende Lagerthemen noch unbearbeitet: „wahl des profos“[Lagerpolizist] (redeschlacht, maschinengewehr, dynamit, sprechchöre, abstimmung), [..] kuli, der kommandant“, [..]. Das an Teut in Auftrag gegebene Buch ist nie fertig geworden. Es lag wohl auch daran daran, dass die Auflagen nicht der vorher gegangenen Erlebnisdarstellung der Jungen entsprachen und sie diese nicht umsetzen konnten: „größer anlegen. nicht bloße aperçus und episödchen. viel gesinnung hineinlegen. [..] das s.l.b. [= sühnelagerbuch] wird sehr feierlichen charakter tragen. ich werde über den fortgang berichten. aus manchem erschließe ich furcht vor meiner kritik. diese feigen kadetten! lasst es doch darauf ankommen! wir schreiben doch keine schulaufsätze. [..]“
Die programmatische Orientierung hatte tusk im März in der internen Schrift „Tyrker“ 15 kategorisch als „Lagergesetz“ selber vorgegeben.[12] Diese acht Gesetze und neun Verordnungen sind pure Anmaßungen und lesen sich wie diejenigen einer militärischen Bewährungskompanie. Man darf nicht vergessen, dass die Gruppenmitglieder im Schnitt zwölf bis vierzehn Jahre alt waren.
 
„I. Es gibt beschauliches Geniessen und Erleben des Einzelnen und seiner Freunde, und es gibt dienstliche Gesinnung: mit den Gefährten fürs grosse Werk (für das schon sehr Kostbares geopfert worden ist) leben. Unter der Fahne dieser Gesinnung steht das Lager.“
Die Paragraphen zwei und drei richten sich gegen Trägheit, Faulheit und Lügen. In IV heißt es:
„Herumlungern, körperlich und geistig, ist streng verboten. Langweiler werden beseitigt.[..]“
„V: Beim Arbeitsdienst zeigt sich jede Tüchtigkeit. Wer zurückkommt mit „Befehl unausführbar!“ , darf nicht mehr normal aussehen.“ Und schließlich:
„VII. Kein gesinnungsloser Satz darf auf dem Lager gesprochen werden. Disziplinlosigkeit kommt vors Platzgericht. Rücksicht auf Gesinnungsschwache kommt vors Platzgericht.
VIII. Die Horten „Leibgarde“ und „Rominshorde“ haben in allergrößter Kälte Zeltfahrten mit Elfjährigen gemacht. Kein Schneesturm und keine Hungerkur wird unsere Laune trüben.“ [..] 
Da scheint wenig Raum vorgesehen für das Geniessen im ersten Absatz. Die Verordnungen zeigen unverhohlen die militärische Orientierung:
„6. Alle Gauführer und Kuli [später „jungengeneral“, SS-Mann und zuständig für die Militärartikel in der Zeitschrift „Die Kiefer“] haben volle Befehlsgewalt. Jeder Befehl eines Gauführers ist in „Habt-acht“-Stellung zu wiederholen. Meldungen werden ebenfalls in „Habt-acht“-Stellung gemacht. [..]
9. Beim Schiessen ist besondere Vorsicht geboten. Wer dabei ertappt wird, dass er mit geladenem oder ungeladenem Gewehr auf jemand zielt [! ], wird unweigerlich hart bestraft. Besondere Schiess-Verordnungen werden an der Schiessbahn angeschlagen“.
Schon zuvor hatte tusk verlangt: „Sühnemannschaft muss gut exerzieren können“.[13]
 
 
Ganz entscheidend für dies auch schriftlich zu prägende Jungen- und Gruppenbild ist die militärische Ausrichtung. Das Stichwort „Heldentum“ taucht explizit in den obigen Befehlen nicht auf. Es muss die Summe der regelgerechten Verhaltensweisen sein, die zudem in die Zukunft weist. Dominant geht es dabei um Ein- und Unterordnung, Tugenden, die zwei Jahre später den Übergang ins Jungvolk und in die HJ erleichtern werden.
Tusk selber verschreibt sich nach dem Lager dem großen nordischen Abenteuer und entweicht nach Nowaja Semlja. Vorher liefert er aus der Perspektive seines mit marschierenden Hundes einen launigen Lager-Bericht, weit entfernt vom markigen Stil der „Rakete“ und eher wie eine Parodie auf das eigene Konzept.[14] Im Hintergrund dessen, dass das Sühnelagerbuch nicht fertig wird, zeichnet sich schon die Distanz zum politischen Zickzackkurs tusks ab, der ein Jahr später zum Bruch und zur Feindschaft mit teut führt.
Die definitorische Debatte um das bündische Heldentum geht unter der Diktion tusks zunächst gemeinsam weiter. Das militärische Paradigma kommt dabei im Wesentlichen auch von ihm. Er ist, was man immer übersieht, 1931 gerade 24 Jahre alt, sieben Jahre jünger alt teut, der den ersten Weltkrieg im letzten Jahr noch in Schlesien aktiv mitgemacht hat und 1919 als Funker und Melder im Freiwilligen-Bataillon von Liebermann im Baltikum tätig war.
 
 
Militaria
Ausgehend von Teut Ansolts heldischem Jungenspiel „Der Waffenstillstand“ (1933) sind wir dabei, thematisch das verwandte bündische Umfeld ab 1931 zu untersuchen in einer Phase, in der die beiden Anführer tusk und teut noch konzeptuell zusammen arbeiteten. Der politische Slalom tusks hin zur KPD frühestens nach der Novaja Semlja Fahrt mit geheim gehaltenem Beitritt am 20. April 1932 bis hin zu dessen Kurswechsel mit der Aufforderung „Hinein in die HJ“ im Sommer 1933 ist im Hinblick auf teut stark zu differenzieren, gleichwohl  auf der gemeinsamen Basis eines konstanten bündisch applizierten Militarismus, den wir in seinen Aktionsformen beim Sühnelager schon im Wesentlichen darlegten.[15] Die Konzepte entwickelt tusk in seinen Zeitschriften weiter. Sie gehen später auf Gegenkurs zur Staatsjugend HJ und Jungvolk, aber auch zu teuts Jungentrucht und deren Denkformen.
Die militärische Komponente des neuen Heroismus wird sprachlich und organisatorisch aus der Tradition des Kaiserreichs und besonders des 1. Weltkriegs sowie der Reichswehr abgeleitet, in einzelnen Bereichen abgewandelt und eigenständig ergänzt. Eberhard Koebel-tusk hat aus seiner Militär- und Kriegsbegeisterung nie einen Hehl gemacht .[16] Er verkörpert innerhalb der bündischen Jugend ein charismatisches  - und deshalb schwer bündnisfähiges - autoritäres Erziehungsideal.

Nimmt man die forcierten Lagergesetze des Sühnelagers ex negativo, so wird disziplinarisch gegen Faulheit, Drückebergerei, Frechheit, Ungehorsam, Verweichlichung und Individualismus in den eigenen Reihen angegangen. Je strenger das Maß und die Drohungen, desto stärker ist der Verdacht, dass diese Normsetzungen auf eine soziale Realität in den Gruppen reagieren, die ihnen bei weitem im bündischen Normalbetrieb nicht entsprach. Die Revolte der Jugendbewegung seit dem Wandervogel galt gerade den bürgerlichen Wertbegriffen zu Gunsten einer anarchischen, sich in der Natur auslebenden Alternative. Diesen Impuls versucht das Regelwerk zu unterdrücken bzw. zu kanalisieren.
Was dabei allerdings nicht übersehen werden darf: die Publikationsformen spiegeln in sehr unterschiedlicher Weise diesen Trend wieder. Kurze organisatorische Mitteilungen wie die „Rakete“ oder auf Seiten der Trucht der „Sender“ greifen gern auf einen Befehlsjargon zurück, der sich in längeren Texten relativiert und durch Reflexionen abschwächt.[17] 

Die Autorität der Führung realisiert sich in der Durchsetzung von Disziplin.
Hier stehen Erfolg und Misserfolg wie aufgezeigt nebeneinander, d.h. militärisch Beförderung und Degradierung in d.j.1.11 durch ein ganzes System verschieden farbiger Kordeln, die verliehen und unter dem Kragen der Jungenschaftsjacke zumindest auf Fahrt und Lager sichtbar getragen werden. Sogar die elementare Ausdrucksform der Gruppen, das gemeinsame Singen, unterliegt nicht, sondern dient der Normierung: „In Berlin haben wir einen Chor mit etwa 35 Jungen und Burschen gegründet. Dort wird sich unser Singen rasch entwickeln. Es trägt einige Züge: Betonung der Disziplin zur vollkommenen Übereinstimmung der Gruppe, Kampf gegen individuelle Eitelkeiten, saubere und einfache Tonführung, Takt.“ („Die Kiefer“ 5, Juli 1933, S. 16). Tusks „Soldatenchöre“ vom Oktober 1933 realisieren dieses Konzept: „Das Chorlied gehört unter den freien Himmel, in die Kohte, ins Manöver, in den Arbeitsdienst.“[18] „Nur straffe, harte geübte Leiber geben die richtige Resonanz ab […] Disziplin in jedem Ton“. Die neue Zeit hätte für solch pervertierte bündische Traditionen dankbar sein müssen. Hier schließt sich tusk ungewollt an teuts Vorwort zum „Waffenstillstand“ an.  
Grotesk anmutende demonstrative Aufmärsche hatte tusk schon im Frühjahr 1932 geplant in einem „Aufruf zur Rotgrauen Tat im Osten“, wobei er eine Jungenarmee von Danzig über Gdingen durch Ostpreußen zur Memel marschieren lassen wollte.[19] Sein politischer Kurswechsel zur KPD mag dies verhindert haben. Ein Jahr später, im Juli 1933, ist das militärische Erscheinungsbild auch ein Mittel der Tarnung gegen Übergriffe der SA oder HJ im Sommerlager auf Langeoog, wo man sich auf dieser abgelegenen Insel für „Deutsches Jungvolk“ ausgab und den NS-Landrat ebenso erfolgreich täuschte wie die „Zeitläufte“-Verfasserin des tusk-Porträts noch 1997.[20] Hier verbirgt sich ein zweigleisiges Strategiekonzept. In dem anonymen Bericht „Ein Lager an der Nordsee“ schreibt mit Sicherheit tusk selber ausführlich im „Eisbrecher 12/1933 über das Lagerprogramm.[21]
Neue Akzente werden gesetzt, denn neben dem bündisch-martialen Getue beschäftigt man sich mit künstlerischen Ausdrucksformen „ohne straßenschreierische Aufdringlichkeit“ (S.186). Unter Berufung auf teuts „Die Rhythmischen Masze“ entstehen „Poetische Bemerkungen“, formal den japanischen Haikus angenähert und in guter bündischer Weise.
Naturbezogen, d.h. hier auf die Nordsee.
Die Frage nach der Identität in Bezug auf den Nationalsozialismus stellt sich dringender bereits ab Mai 33 in „Die Kiefer. Monatsschrift für eine junge Gesinnung.“[22] Tusk definiert die Frage „Was ist d.j.1.11?“ mit einer Gegenfrage: „- eine Eigenschaft?“ Die Existenz der Mitglieder schöpfe ihre höheren Kräfte aus denselben Quellen, die aber weder Flucht in die Abgeschiedenheit noch leere Geschäftigkeit seien. „d.j.1.11 wird sich vom „Bund“ zum „Orden, dann zu einer Art Konfession entwickeln. Politische Bestrebungen sind aufgegeben.“[23] Er schließt den Lagebericht über die Deutsche Jungenschaft allgemein ab:
„Die Bünde werden verschwinden. Wir weinen ihnen keine Träne nach. Jeder hat aber die Pflicht, dass die besten deutschen Traditionen und Kräfte in den Neubau des Kulturlebens münden. Und zu ihnen gehört der Wandervogel und die deutsche Jugendbewegung.
Die NSDAP hat die gesamt Initiative ergriffen. In diesem Wissen löste ich auch meine politischen Beziehungen und bewarb mich zur Aufnahme in einen national-sozialistischen Wehrverband.“ (S. 16) Der militante Charakterzug verbindet sich mit dem kulturellen:
„kuli“ wird in den Folgenummern eine aktuelle, umfangreiche Rubrik Waffen, Wehrerziehung, neue Kriege, die Reichswehr, die französische Armee und über den franz. Rüstungskapitalismus verantwortlich zeichnen. „So hoffen wir einen kleinen Beitrag an der Erziehung einer neuen wehrhaften Generation zu liefern.“[24]

Heroismus II
Auch wenn die Identität im Sommer 1933 organisatorisch verschwimmt, bleibt die Verbindung von Wehrhaftigkeit mit einer starken kulturellen Komponente das Merkmal der tuskschen Jungenschaftsidee. Das konstitutive geistige Konzept– einschließlich der künstlerischen Ausdrucksschulung à la Langeoog-  distanziert sich von der rationalistischen Tradition seit Kant und einer für öde erachteten intellektuellen Entfremdung in Deutschland,  sucht hingegen neue Ansätze im fernen Osten.[25] „Diese Ansätze müssen sich nun rasch zu wuchtiger seelischer Erneuerung formulieren, weltoffen, erdnah, beweglich, mit einem Wort: jugendhaft“[26]
Damit ist eine klare Trennlinie gezogen zu Heimat und Scholle der nationalistischen intra-kulturellen Doktrin. Innerhalb der Geschichte der bündischen Jugend bedeutet dies Anknüpfung an die eigene Auseinandersetzung z.B. mit der Zen-Philosophie. Alles, was tusk jetzt schriftlich ausführt, bezieht sich darauf.[27]
Den Rahmen bildet manifestartig eine „Methode zum Heroismus“.[28]
„Um nicht ins billige Pathos der Ewig-warnenden zu verfallen, wollen wir konkret werden:
mutiger machend, seelisch festigend sind:
a)     ganz allgemein: Weltanschauungen, die sich stark mit der Zeit beschäftigen, sowohl im Sinn von  E n t w i c k l u n g, als im Sinn von  e w i g e r  B e s t ä n d i g k e i t. Gedanken, die sich dem Zeitablauf widmen, scheinen uns charakterlich ertüchtigend;
b)    künstlerische Tätigkeiten und Genüsse: Musik, Rhythmik, bildende Kunst, Theater, direkter Naturgenuß, Erziehung zur Naturbetrachtung; engste Bindung an Gruppen. Stärkste Lebensgemeinschaften, persönliche gegenseitige Treueverhältnisse, Führerverhältnisse, Aufgabe der individuellen Begrenzungen der Seele und Erweiterung über Gruppen, Nation und Welt;
c)     Pflege und Anerkennung schweigender Verehrung. Das bewusste Zurückdrängen des Intellekts und der Sprache aus gewissen Gebieten;
d)    Versenkung und die Ansätze hierzu.
e)     Selbstbewusstsein in der Richtung der eigenen Macht, der eigenen Vollständigkeit und inneren Unabhängigkeit, vereint mit der Identifikation mit Gruppe und Welt.
Demgegenüber empfinden wir als charakterzersetzend, entmutigend:
a) Weltanschauungen, die sich nur mit räumlichen, augenblicklichen   Gegensätzlichkeiten befassen, „auf das andere sehen“, so die Gedanken an die Zeit und Ewigkeit vernachlässigen. Z.B. die mechanistischen Auffassungen und die falsche Interpretation der Dialektik, d.h. die zu starke Betonung ihres Gegenelementes. Der Gegensatz ist letztlich nichts Produktives;
b)  Auslieferung an Kitsch, Unharmonie und widernatürliche, unorganische Geschehnisse,
c) Individualismus, ob rein körperlich, wie im Liberalismus, oder auf individuelles Seelenheil bedacht, wie im Christentum;
d) Ausbreitung des sprachgebundenen Intellekts zur Totalität („Eines Tages wird die Wissenschaft alles erkannt haben“, „Was man denkt und fühlt, kann man auch sagen“.) Das Grundübel unserer Wissenschaft.
e) Oberflächlichkeit, „kurze Gedanken“, Flucht vor sich selbst, Gedankenlosigkeit, „Liebe zum Lärm“;
f) Ideologien kausaler Natur, die Ursachen und Anstöße außerhalb uns verlegen, uns unabhängig von dauernden Ursachenquellen machen (viele Gottesauffassungen).“

So konkret, wie angekündigt, ist dieses Programm wiederum nicht. Wie soll sich ein d.j.1.11 Mitglied daran orientieren, wie sich dem Drängen der Staatsjugend widersetzen, die auch Antirationalismus oder Antiindividualismus für eine Tugend hält? Hier scheint eine Hintertür offen gelassen, um sich in anderen Formationen dennoch nicht auf einen engen Nationalismus festlegen zu müssen. Im Bereich der Wehrhaftigkeit wird es dabei keine Gewissenskonflikte gegeben haben. Von Rassismus ist nicht die Rede.

Tusks Heroismuskonzept hat sich in den Jahren 1931 bis 33 unter dem Druck der politischen Umwälzungen gewandelt, wobei die Konstanten, anfangs militante Lagerregeln oder eine Plattform für die neue Deutsche Jungenschaft in der Flugschrift „Der gespannte Bogen“ abstrakter und  unter dem asiatischen Einfluss literarischer und philosophischer geworden sind.[29] Generationstypisch und heute befremdlich erscheint uns, dass dieses Erziehungsideal unbedingt an die Vorstellung vom Helden geknüpft sein muss.[30] Die Methodik des Heroismus steht 1933 ganz im japanischen Kontext.
Dem gegenüber ist festzuhalten, dass das Profil des jugendlichen Heroismus bei Karl Christian Müllers im Jahr 1933 („Der Waffenstillstand“) sich ungeachtet der Kaukasus-Mythologie bereits explizit auf die Ideologie des  Nationalsozialismus zu bewegt. Während tusk mit „Die Heldenfibel“ sein Konzept noch einmal narrativ zusammenfasst, setzt teut erst 1934 seine Konzeption im Großen Wagen eindimensional fort.

„Die Heldenfibel“ erscheint (in Frakturschrift) im November 1933 bei Günther Wolff. Diese gut 200 Seiten in der ruhigen Form eines sechsteiligen Briefwechsels zwischen dem Schüler Leo Velgen und seinem ehemaligen Lehrer, dem Meister Großschmidt, könnte man gattungsmäßig auf Seiten des Schülers eine Entwicklungserzählung nennen, auf Seiten des Lehrers persuasive Lehrbriefe. In diesen kommentiert und normiert der Meister die Erfahrungen des Schülers, die bis in seine Kindheit zurück reichen und chronologisch erzählt werden. Ungewohnt für Leser tusks ist das ausführlich geschilderte maritime Milieu.[31] Leo Velgen hat sich freiwillig zum Dienst auf einem Zerstörer gemeldet und begeistert sich über Maschinen und die modernen Waffen für den „nächsten“ Krieg.
Die Marinerziehung zum Seesoldaten illustriert tusks Konzept der Wehrhaftigkeit, asiatisch ist die Relation Meister-Schüler und die interkulturelle Reflexion. Der Titel Fibel zeigt den didaktischen Impetus, aber auch die Welt der desorientierten, schwierigen  Kindheit an.[32] Die Charakteristika heldischen Verhaltens sind meist beiläufig in die Antwortbriefe des Meisters eingestreut z.B. gegen die schwächende Idee der Sentimentalität (S. 44). Rache und Hass macht er an Hara-Kiri und an Hagen fest. Der 3. und 4. Brief  Leos thematisiert das Problem des Selbstmordes in seiner Familie. Auch seine Karriere als Mitglied einer (man beachte die neue Synthese) „Ordensjungengruppe“ mit „Nestabend“ und Fahrten wird ausführlich geschildert, die Sehnsucht nach weiblicher Zartheit nicht verschwiegen. Der 4. Antwortbrief des Meisters betrifft den 1. Weltkrieg („Der Große Held liebt die Welt und nicht seine Wünsche und Illusionen“, S. 118) und beurteilt die Kriegs-Gesinnung der Remarque, Jünger und Renn, ehe er auf die optimalen Charakterschulung gegen Heuchelei, Krampf und Zwiespalt durch den Zen eingeht. Den Samurai, den „heroischen“ Meistern Buddha, Laotse und jetzt besonders Heraklit (gegen Anmaßung und Überheblichkeit) wird breiter Raum gegeben. Aus den Heraklit-Passagen werden oft Zitate entlehnt. Es gilt dabei, deren Stellenwert zu beachten, sind sie doch ohne die philosophischen oder narrativen Umgebungen nicht programmatisch gemeint, d.h. sie sind durch den Kontext humanisiert und nicht zugespitzt zitierbar. Interessant ist Leos 5. Brief mit der Klage, dass die Heldenfibel und ihre Prinzipien ihn isolieren und sogar blamieren. Das Heroismus-Konzept scheitert im kommunikativen Alltag. Seinem Freund Romanz ist die Heldenfibel zu philosophisch. Im Antwortbrief umreißt der Meister u.a. noch einmal die Tugenden der Indianerkultur eines Büffelkind Langspeer. Im letzten Brief des Schülers schickt er die Heldenfibel zurück. Mit dem Absturz seines Ordenskanzlers im Gebirge schließt die Heldenfibel.[33] Der Unfalltod macht die Erziehung fraglich und beendet die Lehrjahre.
Der Autor tusk rezensiert sein Opus bereits vor dessen Erscheinen in „Der Eisbrecher 11/August 1933 jetzt in Bd. 3, S. 309-10. Klar zu legen, was in der d.j.1.11-Ethik Ehre, Tapferkeit und Treue ist, solle jetzt in einer Dichtung über das Heldentum erfolgen. „Dieses Buch soll den Heroismus zu einer begreiflichen Haltung des Alltags machen“ (S. 310).
Die charakterliche Initiation  - abgesehen vom Militärdienst - orientiert sich aber an historisierten Werten und ist wegen der peripheren  Bezüge zum Zeitgeschehen für den gefährlichen Alltag, der eine ganze taktische Bandbreite zwischen Beharren, Verstellen und Anpassen erfordert, viel zu harmlos Er setzt zwar ein Gegenbild zum NS-Heroismus, greift es nicht kritisch auf und an, weil hier die wohl höhere epische Realität tusk umfassender erschien. Das war kurzsichtig. War die Nähe zu groß?

tusk vs. teut et invicem
Vor dem Hintergrund des aufgezeigten doppelgleisigen Heroismus bei Eberhard Koebel-tusk im Jahr 1933 wird jetzt eine Standortbestimmung tusks deutlicher, die er zu Jahresanfang in der Zeitschrift „pläne“ vornimmt.[34]  Dort schreibt er rückblickend auf die Nr.4 von „Der Große Wagen“ der Jungentrucht, die erst im Januar 1933 erschienen war, mit Sorge, „dass auch in diesen Kreisen die Pest ausbricht und Jungen dem Wahnsinn einer müden Gesellschaft geopfert werden. In einem Prolog teuts steckt eine unmögliche Denkbewegung. Nicht aus der Analogie früherer Heldengruppen kann die Jugend zu neuem Heldentum geführt werden. Es gibt eben kein Heldsein ohne Sinn. Man wird immer nur sagen können: „Junge Männer! Diese Arbeit harrt euer! Schafft sie!“
Das ist eine imponierend hellsichtige Position vor der eigentlichen Konzept-Bildung. Worauf bezieht sich diese Polemik? Teut gibt in diesem Heft im Vorwege zum Waffenstillstand kurze Beispiele des Heldentums der Kosaken, Wikinger und Germanen, die der Tod nicht schreckt: „sie zerstören und erbauen, aber immer tun sie das, was not tut und was kein anderes volk [..] errichten kann. [..] „sind sie wahrhaft eure verwandte, sucht ihr euch in ihnen, mit der ganzen kraft der hingbe, dem wissen um leiden und nöte, um grausame zucht, um unausweichlichen dienst tag und nacht“. Sein Fazit ist, es werde sich zeigen, „ob die trucht ein morscher stecken oder ein schwert“ sei.[35] Tusk nennt dies eine „degenerierte An-Sich-Ideologie“, angeheizt durch die Anbiederung des „Grauen Corps“ der Alf Block und Fred Schmidt an die Jungentrucht, gegen die er selber seit Jahren wegen ihrer destruktiven erotisch-elitären Arroganz angiftet.[36] Alf Block, bereits in der S.A., stehe für einen grausam exzessiven Kampf an sich. „Für die Revolution? Für die Freiheit?“ (S. 249). Endlich fällt der Begriff, von dem später bei tusk und auch bei teut nicht mehr die Rede sein wird. Teut, der die „schädlichen Einflüsse des bösen Kommunisten tusk von den Jungen“ abhalten konnte (S. 249), verfalle den „Selbstmordfantasien der Zukunftlosen“ (S. 250). Die d.j.1.11 Literatur sei konkret und nicht pathetisch abstrakt und unverbindlich.
Teut vermeldet im März 33 in der Beilage „ Sender“ des Großen Wagen „tolle Angriffe“ tusks, setzt sich aber mit ihnen nicht auseinander. Es scheint, dass tusk aus dieser seiner Ablehnung und sicherlich auch im Blick auf die Machtergreifung Ende Januar jetzt konzeptuell unter Druck weiter denkt. In „Der Eisbrecher“ 6/März 1933 schreibt er anonym: die neue Denkart, die aus den Beiträgen leise spreche, solle sich umsetzen in „junges, neuartiges Heldentum im Kampf um die Autonomie. Dieses zukünftige Heldentum hat nicht die Farbe der spartanischen Männer, der frommen Ordensritter, der französischen Edelleute im Duell, der Lützowischen Jäger, der schweigenden Granatendreherinnen in den Weltkriegsländern. Dieses anbrechende Heldentum hat eigene Farben und eigene Gestalt. Krasser und greller. Kristallklare Höhenluft umgibt die Gehirne. Traumlos, rauschlos ist das.“[37]
Zur Freiheit gehört natürlich die Autonomie, d.h. die Selbstbestimmung. Sie unterscheidet sich vom Denken teuts und dem Gesetz der Trucht gerade durch dieses „auto[s]“. In der hier nicht beabsichtigten Geschichte der drei Müllerschen Truchtgründungen (1930-1950/1-1965) durchzieht der Begriff „Nomos“ diesen Bund und wird fast mosaisch von teut personalisiert, wobei sich der Nomos der Trucht selbst bei großem Wohlwollen anderen schwer erschließt, ist er doch eine ethische Kategorie zusammen mit einer Dimension von Kirchen- und Literaturgeschichte dieser Vereinigung und ihres Meisters.[38]

Die Opposition der einstigen Verbündeten vom Bahnhof Fulda resultiert aus politischen Grundhaltungen, die Pfingsten 1932 auf dem Eiswoog-Lager in der Pfalz kollidierten und kurz erläutert werden müssen. In einem undatierten Geheimbrief, von dem ein Stapel immer noch druckfrisch im Nachlass teuts – er wird später Werner Helwig ein Exemplar für die „Blaue Blume“ zur Verfügung stellen, s.sp. -  liegt, kündigt tusk seinen Kameraden an, er werde am. 20 April der KPD beitreten und übergebe die Führung an bill. Er wolle Taten statt Worte, die Jugendbewegung sei eine bürgerliche Institution, von der er sich trennen müsse, ohne dass der Faden zwischen ihm und den Kameraden abreißen solle.
Tusk tauchte auf jenem Lager mit seinem schwarz uniformierten Gefolge unter roten Fahnen mit kommunistischen Kampfliedern auf. Drei Viertel der dort versammelten deutschen Jungenschaft hatte sich schon vorher von ihm distanziert und scharte sich nun um teut, der Führer einer „Deutschen Jungentrucht“ wurde  - so er selber in einem unveröffentlichten Entwurf der Geschichte der Trucht von 1971. Die neue gemeinsame Zeitschrift sollte „Der Große Wagen“ sein unter der Schriftleitung von assa (Werner Benndorf, Leipzig). Teut selber gibt für die „führer, burschen und älteren“ die Monatszeitschrift „Der Folger“ ab Juni 1932 heraus.
Wandte sich tusk für ein gutes Jahr der KPD zu, führte Müller-teut in diesem Zeitraum seinen aus der Enge der Saar expandierten Bund in die entgegen gesetzte Richtung, ins völkisch-nationale braune Kollektiv. Am 3./4. Dezember entsteht aus der Deutschen Jungentrucht, der Deutschen Jungenschaft, dem Wikinger Jungenkorps und freien Gruppen die neue „jungenfront“, offen für weitere Bündnisse und mit einer neuen gleichnamigen Zeitschrift. Das Erbe der d.j.1.11 und tusks solle nicht verächtlich gemacht werden (vgl. GW 4/1933, S.31).
Als auch tusk nach der Machtübernahme in die NSDAP eintreten will, um seine Kräfte konvergierend  für den Kampf Hitlerdeutschland gegen die feindlichen Mächte zur Verfügung zu stellen, zeigt er sich versöhnlich: „[..] wenn teut seinen früheren führer einen „Schweinehund“ nennt, so beschmutzt ihn das mehr als mich. Wir wollen aus der d.j.1.11-jugend einen park machen, in dem zwischen kraft, kunst und weisheit die grossartigsten burschen erzogen werden, die unsere heimat kennt“.[39]

Viele Kommentatoren nach dem Kriege haben die weniger spektakuläre Haltung teuts von 1933 für eine esotherische, an Stefan George orientierte, noble Abseitshaltung beschrieben, weil sie -  mangels kritischer Quelleneinsicht -  von Müller-tusk mit blauäugiger Hilfe Werner Helwigs sei den 50gerJahren selber so geprägt wurde. Eberhard Koebels politische Kapriolen hingegen waren von ihm selber ständig gut, um trotz mancher Taktik nicht zu sagen, ehrlich dokumentiert und führten zur Ausbildung des aufgezeigten Heroismus-Konzepts. Er hat dafür mit Verfolgung und Exil bezahlt. Haben die ruhelosen Aktivitäten tusks den Rivalen teut vielleicht sogar in seiner Entwicklung zum Nationalismus als Ausdruck eines Widerstandes gegen diesen Verfolger und Nebenbuhlen beschleunigt?
Diesen Eindruck kann man durchaus gewinnen und von einem „tusk-Trauma“ bei Müller sprechen, das in Grenzsituationen seiner beiden Trucht-Neugründungen evoziert wird. Als Erich Scholz (olka), Danziger Hortenführer vor dem Krieg mit anwachsender, beispielloser,  verschwiegener Verstrickung im Nationalsozialismus, 1959 konkurrierend auftritt und in die Herausgeberfunktion des Großen Wagens eingreift, beschwert teut sich bei Helwig:„Er schrieb einen Leitfaden für die Trucht, in dem ausgerechnet die Irrtümer tusks wieder aufgewärmt werden“ (7.3.59). Ebenso in Bezug auf die Hamburger Gruppen, die nach 1968 kommunistisch seien, dass tusk nun gesiegt habe und er selber immer weiter isoliert werde (17.8.73). Ja, er bekennt: alles sei eine Machtfrage gewesen (14.1.73). Im Großen Wagen 2/1957, S.15 hatte er den „Treuebruch“ tusks darin gesehen, dass er den Menschen über Bord werfe und die Zwangsjacke eines Parteiprogramms anlege, währen die Trucht durch das Vertrauen zu ihm [teut] zusammengehalten worden sei. „Was verstehen sie von Parteiideologien?“ (ebda.). – Welch eitle Projektion der eigenen Rolle!

Dr. Karl Müller tritt ohne spektakuläre Ankündigung bereits am 29. März 1933 der NSDAP in dem bis zum Januar 1935 dem Völkerbund unterstehenden Saarland bei.  Dies erklärt er 1955 rückblickend mit falscher Datierung folgendermaßen: „Wir Einheimischen wollten 1934/35 [sic!] alle nach Deutschland zurück. Zu diesem Zweck trat man in die Deutsche Front ein, in der man nicht nach NSDAP oder sonst was fragte. 1935 trat bei der Rückgliederung eine automatische Überführung in die Partei ein. Deshalb gab es im Saargebiet mehr PGs als sonst wo. Ich selber war nun außerdem Kulturbeirat der Deutschen Front und hatte die Abteilung: Schrifttum. Ich hatte auch damals nicht den Eindruck, dass man allzu engstirnig war, z.B. schrieb ich einen größeren Aufsatz über Lehmbruck und Marées, der keinen Widerspruch erfuhr, sondern gedruckt wurde. Der Eintritt in die Partei war für mich nicht einmal ein Automatismus, sondern ein Akt der Dankbarkeit (für die Rückkehr nach Deutschland) und so dachten hier fast alle. Vielleicht war das politische Ignoranz. Aber ich habe da meine besonderen Gedanken über Wissen und Schicksal, über Hingabe und Sichentziehen. Über meine innere Auseinandersetzung möchte ich auch keine Rechenschaft abgeben. [und dann abschließend] In meinen Schriften ist nichts, was man mir politisch vorwerfen könnte. Einzig einige Stellen im Großen Wagen, wo ich versuchte, durch eine Loyalitätserklärung das weitere Erscheinen des Großen Wagen zu retten.“[40]

Diese Darstellung entspricht nicht den Tatsachen.

Es kann Dr. Karl Müller nicht entgangen sein, dass sein Ausweis mit dem Beitrittsdatum 29.März 1933 und dem Ausstellungsdatum 4.10.1933 nicht den Stempel der Deutschen Front trägt, sondern bereits den der NSDAP zwei Jahre vor irgendeinem Automatismus der Überführung. Wie könnte er sonst seiner Funktion als Blockwart der Ortsgruppe Saarbrücken-St.Johann-Ost genügen und 1938 zum Ortgruppen- und Schulungsleiter beim Gauschulungsamt Westmark aufsteigen? Seine Aufsatz-  und Vortragsmanuskripte sind in sechs Mappen im Nachlass erhalten – und mehr als verfänglich.
Die Wirklichkeit bot sich mehrgleisig an. Als teut stand Müller weiter dem Bund und ab 1934 auch dem Großen Wagen zur Verfügung. Alias Teut Ansolt wird er Dichter der Westmark und als Dr. Karl Müller Beiträger der nationalsozialistischen Zeitschrift „Die Westmark“ seit Beginn ihres Erscheinens. Seine schriftstellerische Karriere im Blick auf das neue Regime hatte Priorität und ging nur über die Partei und die Reichsschrifttumskammer. Das Perfide ist unseres Erachtens nicht die bei Helwig 1968 manipulierte Verheimlichung einer ganzen Reihe tendenziöser Artikel und Gedichte dieser Jahre, sondern die Umwertung seines bündischen Gedankenguts, um sich selber weniger zu schützen als zu profilieren. Dabei baute er gleichzeitig an einem Mythos der Verfolgung, der er durch Anpassung geschickt vorzubeugen versuchte. Der Völkerbundstatus der Saar bot einen gewissen Schutzraum – jedoch nur bis 1935, wo die rücksichtslose Gleichschaltung des NS-Machtapparates keiner Hemmung mehr zu unterliegen hatte. In den Jahren 1933/34 gelang Müller noch Erstaunliches mit seiner Stefan George-Eingemeindung und mit dem Konzept des Knaben-Heroismus, um dem nationalsozialistischem Misstrauen gegenüber elitären homoerotischen Zusammenschlüssen zu begegnen. Auch die Landschaftspoesie passte sich dem Heimatkonzept inhaltlich an. Was sich anfangs wie Taktieren einer autonomen Persönlichkeit ausnimmt, wird mit den Jahren zur festen Überzeugung, die auch den Schock der Verbote oder der Hausdurchsuchungen während seiner Hochzeitsreise zu Werner Helwig nach Capri im Juni 1935 kompensieren konnte.
Zunächst hatte er auf die richtige Karte gesetzt. Zwar wechselte der Große-Wagen -Schriftleiter Assa im Mai 1933 das Lager und schrieb nunmehr für tusks „Die Kiefer“. Thematisch war die März-Nummer 33 des Großen Wagen noch bündisch-erlebnisorientiert mit Berichten über eine Algerienfahrt, nächtliche Naturbeobachtungen und z.B. mit einem Romanauszug aus dem inzwischen verbotenen B. Traven. Im Oktober (neue folge 3, 2) wird der Leipziger Karl Daniel als Schriftleiter angegeben: die erste Seite ist nunmehr mit einem Hakenkreuz versehen, es gibt Fotos vom Jungvolk, daneben jedoch noch überwiegend das gewohnte bunte Inventar. Auf der Seite 30 erscheint eine briefliche Anzeige:

Der Jugendführer des Deutschen Reiches                               Berlin, 19.August 33
Abteilung Verbände                                                                Alsenstraße 10   

Herrn                                                       
Dr. Karl Müller
Saarbrücken 3

Ich bestätige Ihnen hiermit, dass die von Ihnen geführte
Deutsche Jungentrucht ordnungsgemäß gemeldet
worden ist und in derselben Form weiterbestehen kann.

                                                       Heil Hitler!
                                                     Der Leiter der Abt. Verbände
                                                     i.V.
                                                     Lichnowsky.

Es ist nicht Müllers neues Engagement, das so schnell zu dieser Ausnahmegenehmigung führt, sondern der Völkerbundstatus der Saar schiebt eine Gleichschaltung auf ebenso wie bei den Katholischen Jungenverbänden, die durch den Konkordat noch einige Jahre Existenzschutz im Reich genießen können, obwohl der Druck auf die Mitglieder ständig wächst.
Im ersten Halbjahr 1934 erscheint kein Heft. Teut selber setzt als Schriftleiter mit 4/34 energisch ein und redigiert die drei Themenhefte: Heldische Freundschaft, Jugend im Schicksal der Völker, Gefolgschaft (s.u. Heroismus III). Parallel zu Müllers Essais über Landschaft und Dichtung in „Die Westmark“ thematisiert Heft 1, 1935 „Geheimnis der Natur“. Das zweite Heft über Gott und die Natur ist fertig, erscheint aber wegen des Verbots nicht mehr.
Die Periode 1930-1935 wird durch eine längere historische Erzählung unter dem vollen Namen Karl Christian Müllers abgeschlossen: „Sie fanden eine Heimat“, Saarlautern o.J., aber eher von 1935 als 1937.
Dieser „Volk ohne Raum“- Text von zwölf Kapiteln vereinigt durchaus gekonnt viele Merkmale des neuen völkischen Romans, der parabelhaft mit Fakten vom Ende der Jungenschaft unterlegt ist.
Vor dem Hintergrund unserer Ausführungen und in Kenntnis der Rivalität teut/tusk entschlüsselt man nun nicht etwa eine versteckte Botschaft des Widerstandes, sondern eine rechthaberische Sicht teuts auf die vergangenen Ereignisse.

Postludium patrioticum

Eine Gruppe Pfälzer Christen, von Franzosen und „neuen Bedrängern ihrer Seele“ aus der Heimat vertrieben, lässt sich 1742 den Rhein hinunter nach Holland fahren, um von dort nach Amerika in das Land der Freiheit für ihr Bekenntnis auszuwandern. Jedoch die Grenze ist verschlossen: um ersten Mal verlangt man Pässe für den Übertritt, die sie nicht erhalten. Die Schiffe kehren um, nachdem die Gruppe mitsamt ihren Habseligkeiten an Land gesetzt worden ist. Die preußische Obrigkeit hält das für rechtens und rät zum Abwarten. Der Exodus droht zu scheitern. Der Anführer Johannes Seemann (Anfang dreißig) hat alle Mühe mit einem jungen Kantor und Lehrer namens Friedrich Aue (26 Jahre alt), der die Empörung darüber in der Gemeinschaft anstachelt: „Er war von heißem Ehrgeiz besessen und gönnte Johannes, der durch seine Ruhe und seine stille Vernunft alle bewog, sich an seinen Rat zu halten, nicht den Einfluß“ (S. 33). Aue bezichtigt Johannes, dass er nicht mehr den Wunsch habe, dass die Ausfahrt gelinge – und damit trifft er genau die zwiespältige Grundhaltung des heimatverbundenen Johannes, der zögert, das preis zu geben, was in den Sternen seinen Platz halte und zugleich auf Erden seinen Stand habe (vgl. S. 13). Als er an Xanten vorbei fährt, gedenkt er des Freiheitskampfes eines Helden, „der sein Volk zum Kampf aufrief, um zu beharren“. (S. 14]. „Und nun verlor er diesen Glauben selber, dass sie ihr Herz heldisch bewahrt hätten, denn nur der ist der Held, der das Höchste verteidigt“ (S. 15). Gerade unter den Jüngeren der Gruppe würden Aues Provokationen die Eintracht der Gemeinschaft gefährden (vgl. S. 34 f.). Aue gibt bei und die Gegner machen sich zusammen auf den Weg zum Gericht: „Sie ereichten nichts“ (S. 35).  
Der Pragmatiker Johannes lässt Lehmgruben zu Wohnhöhlen ausbauen. Der anfangs gutwillige Beistand der Anwohner schlägt in Widerwillen und Verachtung um, Man nennt sie Vagabunden und Bettler (vgl. S. 40). Hier setzt eine noch „unmögliche“ Liebe zwischen einem jungen Auswanderer und einem Bauernmädchen ein, erstmalig bei unserem Autor, von der man nur hoffen kann, dass sie von dem Jungverheirateten nicht auch noch als Schlüsselerzählung angelegt ist. Sie hat aber die Funktion, das Bedürfnis nach der eigenen Scholle nun pathetisch zu steigern:
„Er nahm eine Ackerkrume und zerbröckelte sie in seiner Hand. Erde, fruchtbare Erde! Fernher brüllten Rinder. Er lauschte den Lauten, als seinen es Sonntagsglocken. Friede, göttlicher Friede! Erde und Frieden hatte man ihnen geraubt. [..] O wilde Erinnerung, o tödliche Sehnsucht! Ruhe, aber keine für sie, für den Bettler und Verstoßenen. Nein, sie waren keine Zigeuner, denen die Verstoßenheit Feigheit und Genuß war. Er war Bauer! Aber was für ein Bauer ohne Erde! O wäre ihm doch wieder ein Stück Acker seiner Heimat gegeben, ein Stück deutscher Erde [..]“ (S. 42).
Wenn man hoffte, dies sei eine Parodie, dann irrt man sich. Vielleicht steckt als Impuls hinter diesem Schrei nach deutscher Scholle ein Rest der tiefen Sehnsucht des Saarländers, von der die Rede in den Briefen an Helwig war.[41] Diese Landschaftserfahrung ist freilich eine ideologische.
Den Aussiedlern bietet man eine Sandheide an der holländischen Grenze als neue Heimat „in deutschen Landen“ (S. 49) an, die erst urbar gemacht werden muss. Johannes glaubt bei dieser Nachricht, dass der Ruf seines Herzens erhört sei. Aber sein Widersacher spricht sich dagegen aus, indem er an die schlechte Behandlung von Anwohnern und Obrigkeit erinnert: „Sollen wir in einem Lande bleiben, das uns diese Schmach heute angetan hat? Soll man uns treten und schmähen, als seien wir durch Trägheit, Liederlichkeit und Verkommnis, durch Gottlosigkeit und Verderbtheit schuld an unserem Unglück!? Lieber in die tiefste Wildnis eines fremden Landes, als hier zuletzt doch noch verkommen“ (S. 51). Johannes predigt Vernunft, weist hin auf die Tatsache, dass hier Deutsche seien, dass es unnötig wäre, fremde Länder aufzusuchen. „Laßt nicht Phantome uns begierig machen, dass wir uns zerstreuen und die getrennten Glieder keine Kraft mehr haben, ein gedeihliches Werk zu vollenden“ (S. 52).
Man folgt ihm und besichtigt die Heide. Aue ist eifersüchtig auf Seemann, dem es gelang, durch Klugheit und Rechtschaffenheit seines Planes die Leute zu gewinnen. „Er [Aue] glaubte, es seinen größeren Kenntnissen und seiner Gewandtheit schuldig zu sein, das Bessere gefunden zu haben und selber der eigentliche Führer der Gemeinschaft zu sein“ (S. 53). Er versucht nicht ohne Erfolg, die Gruppe zu einem Aufbruch nach Ostpreußen zu überreden. „Zwischen Führung und Verführung zu scheiden, wer vermöchte das ganz. Der klaren Herzensvernunft Seemanns stand die wendige Geschicklichkeit Aues gegenüber“ (S. 54). Verbittert erkennt jener, dass ihm die Führung entgleitet. Ein Riss geht durch die Gemeinschaft: sie zerfällt in drei getrennte Lager: die Begüterten, die auf Pässe und Schiffe warten, die Seemänner und die finanziell völlig herunter gekommenen zwölf Familien um Aue, dem die Reise nach Osten verwehrt wird und der sich daraufhin wieder den Leuten Seemanns anschließen will. Als bettelnde Landstreicher brechen sie schließlich doch noch auf und suchen ihr Heil im Osten.  

Man weiß – der Titel sagt es explizit -, dass die Ansiedlung gelingen wird trotz aller Widerstände der Behörden wie z.B. eines erneuten Räumungsbefehls der gerodeten Heide und besonders trotz der widrigen Natur innerhalb des ersten Jahreskreises mit heftigen Stürmen und einem Winter voller Not und Krankheiten, obwohl „Jeder suchte, so schnell wie möglich, in das Neue einzutreten, um wieder heimisch zu sein, wieder an etwas sich gebunden zu fühlen“ (S. 57). Die Gemeinschaft wächst daran und in erster Linie Johannes Seemann, dessen „unbändige Energie“ (S. 60) erst erwacht, als er die fast unmenschliche Bürde der Verantwortung auf sich nimmt. Während der Sonnenwendfeier vereint sie das Gefühl, wieder Bauern auf deutscher Erde zu sein.[42] Man wartet vergebens auf Hilfe von oben. Die Begüterten setzen im Herbst die Reise auf englischen Schiffen fort und lassen die Ärmeren schamlos zurück. Seemann stemmt sich gegen jede Androhung von Zwiespalt. Erst im Spätherbst erlaubt man ihnen die Ansiedlung: „Da endlich war er Wirklichkeit geworden, der Traum von einem neuen Beginn, ohne dass man den Boden des Reiches verlassen musste, ohne dass man ganz den Ursprung preisgab, der seit Jahrtausenden diese Menschen nährte“ (S. 110). Allein Seemann wusste, dass alles nur dann gelingen könnte, wenn Hilfe käme (vgl. S. 117). Dies Wissen isoliert ihn, nagt an ihm, dass er „seinen Willen als die Schickung einer höheren Macht“ darstellt (S. 118). In Verabsolutierung des Führerprinzips erkennt er: „Und einer nur konnte das Schwerste auf sich nehmen, wer die Führung auf sich nahm als eine Pflicht, die auch vor dem Scheitern nicht zurückschreckte, der auch auf den Weg rief, wenn der Tod drohte. Denn wer diesen nicht auf sich zu nehmen wagt, der darf nie einen Weg gehen“ (S. 119). Dennoch verbindet ihn mit der Gruppe in einer Art „unio mystica“ eine gemeinsame Seele, die beim gemeinsamen Werk auf der Scholle Leib wurde und zu einem Wesen verschmolz. „Ihm war, als fordere der heilige Boden ihre Hingabe durch alle Not, durch alle ihre Schwäche, durch all ihr Unglück“ (S. 129). Mit dem „Strahl seiner festen kristallenen Seele“ (S. 121) wirkt er sogar als Arzt. Die bestehende staatliche Ordnung ist ungerecht, weil sie den Einsatz dieses neuen Volkes auf einem verachteten Boden nicht würdigt. Die Not steigert sich im Frühjahr noch, als man nach der ersten Aussaat den überraschenden Bescheid erhält, die Heide binnen sechs Wochen zu räumen. In einer Predigt klagt Seeman bitter die Obrigkeit an und will dennoch alle Schuld auf sich nehmen, weil er geglaubt hatte, dass er das Werk Gottes durchführe. In diesem dramatisierten Höhepunkt taucht der Geheime Rat von Motzfeld als „deus ex machina“ auf und schickt eine Abordnung zum König Friedrich nach Berlin. Dieser teilt ihre Sorgen und legalisiert ihre Ansiedlung, obwohl er kein Geld zur Verfügung stellen kann. Ein Fest schließt diese „Geschichte wie eine heldische Legende der Not“ (S. 162), und man findet endlich auch Akzeptanz bei den angestammten Rheinländern.

Die Naturschilderungen und die Lebenswirklichkeit dieses völkischen historischen Romans sind fiktiv. Der historische Rahmen erinnert vage an Heimatverlust und  Auswanderung der „Schweizer Brüder“ und will dem Leser keine historische Authentizität vermitteln, auch wenn es so scheint, als würden hier noch einmal latent die bündischen Jahre vor 1933 mit ihren Antagonisten tusk und teut erhellend abgebildet werden. Es ist nur ein struktureller Ansatz, um die Entwicklung der Führerpersönlichkeit Seemanns aus der Not der Heimatlosigkeit heraus in eine neue heroische Dimension psychologisch glaubhaft zu machen. Die Romanfiguren haben ihre Folien in der Wirklichkeit. Viele der zitierten Sätze bezieht der zeitgenössische Leser automatisch auf den Führer des deutschen Reiches und dessen für schicksalhaft angesehenen Auftrag einer Neubegründung. Aus der Tiefe der Geschichte führen lediglich Spuren heran, die der Rechtfertigung, aber nicht einer Gerechtigkeit nützen sollen. Man darf in diesem hyperbolischen Spiegel-Porträt Müllers Eitelkeit nicht übersehen: er geht wie der große Stifter Seemann einher, gleichrangig in der Erfahrung von Not, Leid und Verantwortung mit dem Führer des erneuerten Reiches. Die Verbindung ist schicksalhaft. Der dritte in diesem Bunde ist Stefan George, der zum literarischen Begründer des neuen Reiches umgemünzt wurde. Dazu unten mehr.

1933: Heimat Westmark

Hier zunächst die Liste der bei Helwig 1968 nicht erwähnten literarischen, d.h. nicht bündischen Schriften Karl Müllers:

Die Westmark. Monatsschrift des Volksbildungsverbandes Pfalz-Saar. Kampfbund für deutsche Kultur in der Westmark:

Teut Ansolt:      Grenzland. [Gedicht] In: 1933/34, 1,Weinmond 1933, S. 27.
Teut Ansolt:      Stefan George/Der Dichter und die Zeit. In: 1933/34, 2, Neblung 1933,
                          S. 65-68.
Dr. Karl Müller: Die Kulturlandschaft des Saargebiets. In: 1933/34, 4, Eismond 1934, S.
                          180-183.
Dr. Karl Müller. Das Gesicht der Erde. Der deutsche Geist der Landschaft. In: 1933/34, 5, 
                          Hornung 1934, S. 231-235.
Dr. Karl Müller: Die schöne Saarlandschaft. In: 1933/34, 1011, Heuert, Erntemond 1934, S.
                          540-548.
Teut Ansolt:      Volk in Not [Gedicht zur Wahl] Jan 1935, S. 224.
Teut Ansolt       Lothringen. [Gedicht] In: 8, 1940,4, S. 209. 

Zwischen den beiden letzten Beiträgen fehlen uns die Jahrgänge 1936-1939 sowie darauf 1941, in denen sicherlich noch Texte Müllers zu entdecken wären. Unser Schwerpunkt ist jedoch die erste Hälfte der dreißiger Jahre.
In der bei Helwig 1968 angezeigten Auslese pfälzisch-saarländischer Dichtung „Stimme der Westmark“, Neustadt/Haardt 1934 (mit den Herausgebern der Zeitschrift „Die Westmark“, dem späteren Gaukulturwart Kurt Kölsch und Rupert Rupp) ist Teut Ansolt mit den Gedichten „Grenzland“, „Später Herbst“, „Hoffnung des Winters“, „Inbrunst des Winters“ und „Beschützer“ vertreten (S. 63-67).
Dem ist nicht so bei dem mit dem vollen Namen gezeichneten Beitrag in der Prosa - Anthologie „Der Richtstrauss“, Ludwigshafen, Mai 1941: „Wir bauen am Reich“, S.163-171, eine Summa von Antisemitismus und redundantem Führerkult. Wir kommen darauf chronologisch zurück, wenn es um seine Rolle während der Kriegsjahre geht, wo weitere spätere Täuschungen der Datierung Verantwortung umgehen, weil  sie wohl doch schon zur Schuld der Mitwisserschaft und Mittäterschaft herangewachsen war. Auch die Beiträge aus „Die Westmark“ sollen gerade wegen ihrer Unzugänglichkeit noch kurz in unseren Zusammenhang eingeordnet und bewertet werden.

Heroismus III (1934)
Seit dem Sühnelager Ostern 1931 prägte die Übernahme militärischer Disziplin das Selbstverständnis der neuen bündischen Zusammenschlüsse. Die Deutsche Jungentrucht geht unter teut einen eigenen Weg, der militärisch und patriotisch in einem ist. Im Dezember 1933 erscheint in GW II, 3 ein Bericht aus Müllers Feder über die im Sommer mit zwölf Teilnehmern nach Mazedonien durchgeführte „balkanfahrt“ (ebda., S. 8-15):
„deutsches land erwandern wir in unermüdlichen streifzügen, in alle breiten, höhen und ebenen, das land unserer väter, unseres lebens und unserer berufung. und doch ergreift es uns mit einem mächtigen stolz, wenn wir die deutsche fahne der jugend über die grenzen tragen dürfen, wenn wir die abenteuer fremder erde bestehen, um desto sehnsüchtiger deutsches land wieder betreten zu dürfen, wenn wir im fremden land zeigen, welcher mut und tatendrang in den fahnen deutscher jungen sich bauschen“.
Nach dieser propagandistischen Absicherung (von Saarländern!) folgen wir der Gruppe, die offenbar wie nicht ganz zehn Jahre später (mit derselben Altersgruppe!) kompanieartig durch die Landschaft marschiert, Marschlieder singt und an die Grenzstation nach Serbien gelangt. „ich [teut] kommandierte, unauffällig und verhalten. die marschkolonne der zwölf kameraden schwenkte ein. halt! front! affen ab! nach drei sekunden lagen diese säuberlich gereiht unter einer der kastanien. antreten!“ (S. 10).
Als dort eine kärtnerin den truchtischen jungentanz ums lagerfeuer begeistert ansieht, bittet sie „leise um das deutschlandlied. ich trat vor. wie ein blitz schossen die jungen in eine eiserne reihe. alles wurde todesruhig. da sangen wir das deutschlandlied mit unserem ganzen ernst. wir sangen auch das serbische kampflied: marschiralla. dann aber sagte ich, zu den soldaten gewandt: „kennt ihr auch das kampflied, das jetzt durch alle deutschen gaue schallt? das lied der sa, das lied der kämpfer für hitler und das neue deutschland?“ die kärntnerin schluchzte. Da flogen die arme aller buben hoch, und in die albanischen berge stieg unser lied. dreifach erscholl das „sieg-heil“. „tretet weg!“ und alles stob ins zelt.“ (S. 11 f.)

Selbst wenn diese Manifestationen wohl vorwiegend die Soldaten beeindrucken sollten, sind bekenntnishafte Anpassung und Militarisierung die neue Basis für fahrtenhafte lokale Klosterbesichtigungen und Naturerfahrung. Man könnte aus dem Zeitgeist heraus das Bedürfnis, eine neue Haltung zu zelebrieren, verstehen, wenn nicht dieser Drill die  Anordnung eines doppelt so alten, sich selbst darin erzieherisch realisierenden Hortenführers wäre, der noch im Darstellen die ideologische Verknüpfung militärischer Zucht mit einer Kampfsituation intuitiv dramatisiert: „wie ein blitz“, „schossen“, „todesruhig“. Die neu beschworene Fahne der Jugend fällt als Leichentuch auf sie herab, weil die Anführer es befehlen und zu Gehorsam bis in den Tod verführen.

Wir sind im Dezember 1933 jenseits des „Waffenstillstandes“, der in der Bücherliste (ebda., S. 31) von Karl Daniel so angezeigt wird: „ein heldisches spiel. geschildert wird das schicksal eines heldenhaften volkes, das dem untergang nahe ist, aber lieber kämpfend sterben will, als besiegt leben. das ist der geist, der in unserem volke einzug halten muß. es ist derselbe heldische geist, von dem adolf hitler in nürnberg in seiner großen rede sprach. dieses spiel sollte jede gruppe im winter aufführen, und so für die verbreitung dieser gesinnung sorgen.“(ebda.) Natürlich fehlt eine Anzeige der Heldenfibel tusks, dafür sind pro domino Dr. Karl Müllers „die rhythmischen masze“ abschließend gewürdigt: „ein sprach- und gestaltphilosophisches buch, das ganz neue wege zeigt. dichtung, tanz und musik geboren aus dem rhythmus. verfasser sagt: „eine alte welt, die abendländische, der gestalten geht heute zu ende, eine neue welt, die rhythmusgestaltige, kommt herauf“ (ebda.).

Die wesentlichen Standortbestimmungen formuliert teut in Vor- oder Nachworten. Weihnachten 1933 schreibt er einleitend zu „Lieder der Trucht“:
„So gilt in erster Reihe das Heft uns selber, und zwar als Stufe zu vollendeterem Weg. Die Stufe dieses Werkes fällt zusammen mit der Zeit, da die Trucht im Erlebnisraum der bündischen Jugend stand. Dieser Erlebnisraum ist abgesunken. Wir schreiten in ein neues Land. So möchten wir in diesem Heft abschließen mit jener Welt, die als Stufe uns immer erhalten bleiben wird“ (ebda., S. 5). Der Gestaltwandel ist eine unaufhaltsame Notwendigkeit.

Zwischen der Nummer drei (Dez. 1933) und vier (Juni 1934) des Großen Wagen klaffen sechs Monate, die nicht nur durch den Wechsel in der Schriftleitung zu erklären sind. Das Heft IV unter teuts Leitung beginnt ehrgeizig völlig neu. Er setzt wie Ili an zu einem Sprung und sucht Halt in einem Land in neuem Gesicht, mit neuen Gesichtern, neuen Themen und einem konvergierenden Kulturprogramm. Auf die Kleinschrift wird jetzt verzichtet. Auch die Adressaten wechseln: [..]
„Unterdessen hat die Trucht eine entscheidende Entwicklung durchgemacht. Sie hat ihre Jungengruppen allmählich in die Hitlerjugend und ins Jungvolk entlassen, da sie sich darüber klar ist, dass die neue Gestalt des Jungenlebens nur dort sich entscheidet, und nicht in Gruppen, die abseits stehen.
Auch eine Zeitschrift kann nur aus dem innersten Leben einer Gemeinschaft hervorgehen. Darum erscheint es uns sinnlos, eine Jungenzeitschrift herauszubringen, die nicht mehr getragen wird von einer lebendigen Jungengemeinschaft. Der Große Wagen ist deshalb keine Jungenzeitschrift mehr.“ (GW 4/1934, S. 32)
Für wen soll in Zukunft geschrieben werden und worüber, wenn es keine Fahrten und Treffen mehr gibt? „Der Große Wagen ist eine Zeitschrift der Folger und aller deutschen Jünglinge, die den künstlerischen Ideen der Trucht zu folgen bereit sind. Sie will nicht in Wettbewerb zu HJ- oder Jungvolkzeitschriften treten, so sehr es erwünscht wäre, wenn sie diesen anregend helfen könnte“ (ebda.).
Die ganzseitigen Fotos von Knaben mit nackten Oberkörpern stehen in Widerspruch zum Programm, das diese ja eigentlich nicht mehr betrifft. Man muss das wohl als Überleitung eines Konzepts verstehen, das erst in den nächsten Heften deutlicher wird und nicht zur Hälfte noch von teut allein erzählerisch abgedeckt wird.  
Überdies hatte Teut Ansolt alias Dr. Karl Müller zwischenzeitlich ein Gedicht und drei größere Aufsätze für „Die Westmark“ verfasst (s.o.).

Für unsere Darstellung ist nach dem „Waffenstillstand“ diese Nummer IV die Hauptquelle für das teutsche Heroismus-Konzept, denn es hat das Grundthema „Heldische Freundschaft“ wie der einleitende Aufsatz des (anonymen, aber eindeutigen) Herausgebers.  
Progressiv sind drei Arten von Freundschaft zu unterscheiden. Die erste im Bubenalter zu einem Spielkameraden, der ihm wohl gefällt und der für ihn einsteht oder der in der gleichen Gruppe auf Abenteuerfahrt geht und wie ein Bruder ist. Dazu ist jeder fähig, „der gesundes Blut in seinen Adern hat“ (S. 3) und kein Waschlappen ist. Die zweite Art, wohl im Alter von 15 Jahren, erschließt sich nicht jedem, weil Werte und Dinge entdeckt werden „wie Vaterland, wie Heimat, Krieg, Gott, Held, Frau“ (ebda.). Besonders die Großartigkeit des Vaterlandes lässt tiefer danach fragen, was für Pflichten daraus erwachsen. Hier kann man den Gleichgesinnten treffen und wissen, dass „ihr vor andern niedriger Gesinnten, Blöderen, Verständnislosen von gleichem Adel seid, von gleicher Größe der Seele“(S. 4). Diese Freundschaft ist die der Ideale: „Lange war diese Freundschaft gezwungen, in Deutschland auf einem kargen Boden zu wachsen. Aber heute, da leuchten hohe Ziele wieder vor unseren Augen. Da sehen wir Männer, denen wir unsre gemeinsame Liebe zuwenden können, denn nicht nur hohe Gedanken binden unsere Freundschaft, kräftiger noch, begeisternder noch die Vorbilder heldischer Menschen. So berührt uns schon in dieser Freundschaft der Hauch des Heldischen. Gleiche Liebe zu heldischen Taten, die wir bewundern, zu heldischen Menschen, die wir verehren, schenkt Freundschaft“ (ebda.).
Auf der dritten, nur wenigen möglichen Stufe erwächst „aus Freundschaft selber Heldisches“. Die Gelegenheit dazu zeigt sich besonders in großer Not und großer Aufgabe. „Das größte ist aber, wenn dein Freund oder du ausersehen ist vom Schicksal, für das ganze Volk eine große Tat zu verrichten“ (S. 4/5). Der dazu Ausersehene hält „sein Leben zum Opfer bereit für die Erreichung der Tat“ (S. 5). Der Freund gewinnt dadurch Größe, wenn er neidlos dem Freunde den unsterblichen Ruhm lässt gewissermaßen als Dienender: „berühmter ward Hagen als Gunther, dem er in truchtischer Freundschaft bis in den Tod getreu war“ (S.5).
Hier ist nicht nur der theoretische Ansatz für das völkische Heldentum in Müllers Erzählung „Sie fanden eine Heimat“, die jetzt die Dimension eines „roman à thèses“ gewinnt, d.h. eine didaktische narrative Umsetzung dieses Ideals, sondern auch für die historischen Beispiele in den Texten des Heftes selber.
Zwei Gedichte folgen dem Programm, das erste „An welchem Tag soll ich dir nahn“ (S.5) in eigentlich zu intimer erotisierender Steigerung des vorher Ausgeführten, zurückweisend auf Teut Ansoldts „Kranz des Jünglings“ und auf der nächsten Seite eine die brüderliche Freundschaft besiegelnde Strophe Stephan Georges aus „Der Waffengefährte“. Dieses Anordnungs-Schema wiederholt sich nach „Der verlorene Zug“, einer Episode der Freundschaft zweier Offiziere unter Major Schill im Kampf gegen Napoleon. In einer dem Stil von Georges Handschrift nachempfundenen Unziale wird das heroische Ideal poetisch am Bild der Fichte beschworen.
Aus dem Kampf des Schweden Karl XII gegen die übermächtigen Russen illustriert  die „Geschichte einer ritterlichen Freundschaft“ die Opferbereitschaft bis in den Tod. Danach reimt und komponiert teut: „Kameraden, in wilden Pulverschwaden, steht fester denn je unsre Schar! Deutschland ewig unsre Treue unser Schwur gilt aufs neue [..]“ (S. 21) gegenüber einem Foto einer jugendlichen Fahnenwache.
Der narrative Bogen wird weiter gespannt: nach einem germanischen Freundschaftsszenariun folgt „Der Deutsche Ritterorden“ (Schluss: „Das neue Reich der Deutschen, das sich uns gebiert, soll nicht die Zweiheit in sich tragen: Weltliche und geistliche Macht. Das Dritte Reich der Deutschen wird seinen geistigen Urgrund nicht an der gleichen Stelle finden wie das Erste“, S. 26) sowie „Das Opfer der Hundertschaft“, ein thermopylenhafter Kampf einer Inkagruppe gegen die Weißen. Abschließen tut dieses Lesebuch für heldische Freundschaft die Erzählung „Notbrüder“ von J. M. Wallacher über Hunger und Teilen, während aus einer Kiefer der gegenüberliegenden Fotoseite heraus ein Junge mit nacktem, rachitischem Oberkörper fragend den Leser anblickt. 

Indes, es ist bei weitem noch nicht alles zum Heroismus gesagt: Das Heft V vom September 1934 hat das Oberthema „Jugend im Schicksal der Völker“.  Teuts Nachwort gibt eine sehr viel deutlichere ideologische Gesamtorientierung:
„Was ich von diesem Heft erhoffe, ist, dass es jedem erhellt, in welcher Schicksalspflicht von je die Jugend stand und heute mehr denn je steht. In ihr gebiert die Welt sich neu, und zweimal hat sich die Welt von Grund auf aus dem Deutschen neugeboren, damals als Armin zum erstenmal die Deutschen als Weltmacht in die Geschichte führte [..] und heute zum zweitenmal, da Deutschland gegen den greisen Westen eine junge trächtige Welt gebiert, da es in Langemarck seine Jugend das Opfer auf sich nehmen ließ, wo die Alten blind und verzichtend blieben, da es in der SA die Eroberung des Reiches zu einer dritten Weltzeit der Deutschen vollzog“ (S. 32 mit Literatur über Armin, Langemarck und die SA).

Nach zwei kämpferischen  Hölderlin-Strophen aus „Der Jüngling an die klugen Ratgeber“ (II und IV) und Marées Graphik „Der Sieger“ knüpft teut in einer Art von heroischer Indoktrination und Mobilmachung an das Ideal des Jünglings an, der zur geschichtlichen Tat berufen werden kann (S. 3): „Wenn der Krieg als äußerste Tat das Volk zum Opfer aufruft, wenn er offenbart, dass über allen Werten und Bindungen Wert und Gemeinschaft des Volkes stehen, dann erweist sich, dass niemand ungehemmter dem Kriege dienen kann als der Jüngling. Sein Blut ist so mächtig, dass es rücksichtslos für das Höchste sich opfert, seine Kameradschaft, ungeschwächt, unabgelenkt durch Familie und Beruf, so kräftig, dass er am schnellsten sich in die Reihen der Opferbereitschaft ordnet. So sind Kriegerschaft des Volkes und Jungmannschaft in den Zeiten des höchsten völkischen Lebens fast Begriffe, die dasselbe bedeuten. Dient derart die junge Mannschaft dem von der älteren Mannschaft geführten Staat durch ihr Blutopfer, durch ihr Soldatentum, so brechen zuweilen Zeiten herauf, in denen sie selber das Schicksal bestimmt“ (S. 3).
Der Wandervogel und der erste Weltkrieg 1914 in Langemarck sind Beispiele dieses Heldentums, das die Schwachen durch Verrat scheitern ließen. Der dritte Sturm der „schon gereifteren“ Jugend erfolgte durch die Gefolgschaft Hitlers (vgl. S. 4). „Hitler hat diesen Sinn deutschen Geschehens so tief erblickt, dass er, der es unternahm, deutsche Ordnung aus deutschem Wesen zu schaffen, den Urkräften der Jugend eine staatliche Ordnung gab, wie sie kein anderes Volk besitzt. Deutsche Jugend wird von deutscher Jugend geführt“ (S. 4/5). Der Nationalsozialismus sei ewig durch diese seine Urentscheidung, die aber zeugerisch, d.h. lebendig wachsend ist für unabsehbare Zeit.   

So deutlich hat wohl kein Bündischer – und erst recht nicht ein Widerständler -  ohne Not seine eigenen Ideale verpfändet, an die er  - Gestaltwandel hin, Gestaltwandel her - vielleicht doch nie geglaubt hat. Ex auctoritate des Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, des ehemaligen Altwandervogels und völkischen Dichters Hans Friedrich Blunck, liest man daraufhin die Bekräftigung dieser Doktrin, denn die „Jugendbewegung ist es, die sich heute erfüllt“ (S. 6).
Methodisch folgen der Programmatik immer die passenden affirmativen Exempla, diesmal in Ausschnitten aus dem Bücherkanon auf S. 32:  Langemarck und seine „Todeshelden“ (J. F. Wehner),  „Deutsche Jugend im mittelalterlichen Italien“ (E. Kantorowicz) und aus dem „Waffenstillstand“ weiter gedichtet „Ili und die Stadt des südlichen Königs“ (sicherlich teut, dessen Gedicht „aber uns kann nichts verzehren, /da wir selber flamme sind“ in Frakturschrift ohne Großschreibung) eingeschoben ist. Armin (Moeller van den Bruck) darf nicht fehlen. „Heiliger  Frühling“ thematisiert die germanischen Semnonen, die ein Jüngling Thjof aus der Dekadenz zu neuen Gebieten am Rhein anführt (Liedeinschub: „Künftiges Reich“), verraten und verlassen von seinem Rivalen Ornit, den er im Zweikampf stellt und besiegt (teut als Autor dieser Dublette seiner späteren Erzählung „Sie fanden eine Heimat“?). Erheiternd die abschließende Gegenüberstellung einer Passage Jean Pauls „Über Glück und Wert der Jünglinge“ mit einem Fotos dreier Reichsarbeitsdienstmannen beim Schaufeln. 

Der letzte Große Wagen der Reihe II, 6 vom November 1934 ist der „Gefolgschaft“ gewidmet. Eine Hitlerbüste von Walter Neu und das anonyme Gedicht „Dem Führer“
(„Der Führer verpflichtet zum Tod“) machen eindeutig klar, wem denn zu folgen sei.[43] Das Grundschema der Hefte wiederholt sich. Gedanklich kommt wenig zum Heroismus-Begriff hinzu, es seien denn Abgrenzungen und die Suche nach prägnanten Formeln des Bekenntnisses zum Nationalsozialismus. Der Blick richtet sich auf die Treue in der Gefolgschaft bis in den Opfertod. Die Frage, ob der Führer „die Folger“ verantwortungs- und zielbewusst anführt, stellt sich nicht, denn der Weg ist schicksalhaft vorbestimmt und der Einzelne der Kategorie Volk nachgeordnet. Teut hebt an: „Wir stehen am Beginn einer neuen Weltzeit, und von Grund auf sucht sie eine neue Urgestaltung“ (S. 4). Wie immer holt er mit seiner historischen Begründung weit aus, geht in der „gefolgschaftlichen Welt“ bis auf die Germanen zurück, denen und deren Ringen um Treue und Verrat wir ja schon im vorigen Heft begegnet waren. „Es war eine deutsche Welt, die noch heute unser ganzes ursprüngliches Blut erregt. Aber dieser Welt Blut versiegte damals doch, sank zurück in ihre tiefen Quellräume“ (S. 5), um später bei Hölderlin als Verheißung, bei Nietzsche als nie Erreichtes und bei George „das gnadenhaft erstmalig Erlebte und Gedeutete zu werden“.

Dieses begrifflich eher mythologische Denken  steigert sich, erfüllt sich in der Gegenwart und bricht aus in Huldigung: „ In Hitler wird dieser Geist Sturm des ganzen Volkes und erobert das Herz des Volkes und die Herrschaft im Reich“ (S. 5). Und es sei typisch für die Deutschen, dass sie besonders vom Verrat der „Neidinge“ bedroht seien. Nur die tiefste Bejahung des Notwendigen, göttlich Schicksalhaften entfessele unerahnte Kräfte (S. 6). Das anschließende anonyme Gedicht „Künder des Reiches“ setzt den größeren Führer parallel zum größeren Dichter, gefolgt von einem George-Zitat, damit es nicht unklar bleibt, wer gemeint ist. Wiederum dient sodann Ili (S. 7-9 „Der erste Folger“) in Anknüpfung an die Szene seiner Verwundung im „Waffenstillstand“ als messianischer Illustrator von Führer- und Gefolgschaft. Teut passt den schon einmal bearbeiten Stoff  didaktisch in seinen argumentativen Zusammenhang ein. Die kaukasische Wahlverwandtschaft wirkt fort. Auch der poetische Dialog „Der Führer“/“Die Folger“ (S. 9) hat diese Funktion, bei der die Folger ihre Treue bis in den Tod bekräftigen, ehe in Imitation einer christlichen Litanei „Unser Führer“ (S. 10) angerufen wird. Ein Auszug aus Georges Szene „der brand des tempels“ besiegelt unter dem Titel „Der Verräter“ poetisch die Themenreihe.[44]

Die eingestreuten Dichtungen haben keinen Eigenwert, sind nur gekürzte Zitate, um Themen dank ihres großen Autorennamens Glaubwürdigkeit zu verleihen. Doch auch hier kündigt sich ein fundamentaler Wandel an: Auch die Dichtung entwickelt sich aus der Wurzeln des Volkes nach dem Weltkrieg neu:  “Sind wir es denn nicht, die das Höchste vollenden, so bedenkt, dass nicht der einzelne dichtet, sondern das Volk“. [45]
 Zentraler in Bezug auf die Thematik „Gefolgschaft“ sind die historischen Exempla: „Freikorpskampf“ (S. 10 f. „von einem Baltikumkämpfer“ der niemand anders ist als Müller), „Gefolgschaft im Nibelungenlied“ (Hans Naumann, S. 13-16), „Zwei germanische Gefolgschaftsführer“ (ders., S. 17), „Konradin“ (S. 20-24 nach Leopold von Ranke – vom Herausgeber?), „Wallenstein“ (S. 25-27, anonym).[46]  Martialische Kunstwerke von Zeitgenossen wie Egger-Lienz  mit roboterhaften „Helden 1915“ (S. 30) veranschaulichen besonders die Kampfszenen. „Bilder und Fotos aus der bündischen Zeit können uns nicht mehr dienen“(S. 32).

Unser Durchgang durch die letzten Hefte des Großen Wagen unter teut musste so detailliert sein, um zum einen zu zeigen, dass und wie er maßgeblich diese Hefte gestaltet und mit eigenen wertenden Beiträgen zum Heroismus-Thema versieht bzw. abrundet und um zum anderen die Stufen der Veränderung dieser bündischen Zeitschrift vorzuführen, die mit der letzten obigen Nummer überhaupt nichts Bündisches mehr enthält, sondern eine adaptierte nationalsozialistische Jugendausgabe der „Westmark“ ist. Teut sieht seinen Kurs bestätigt: „Der Anklang, den sie [die Entwicklung der Hefte] gefunden hat, auch bei namhaften Schriftstellern, lässt uns vieles erhoffen“(S. 32). 

Man kann bei dem Thema des letzte Hefte der neuen dritten Reihe (1/1935), „Geheimnis der Natur“ folglich davon ausgehen, dass hier keine persönlichen vogelkundlichen Beobachtungen auf Fahrt mehr im Mittelpunkt stehen, sondern, und dass führt uns in den Zusammenhang der progressiven Überführung von Ansolts Dichtungen ins Völkisch-Heimatliche, eine Neuorientierung im Bezug Mensch-Natur. Doch auch hier soll zunächst der letzten Mitteilung der Schriftleitung Raum gegeben werden:
„ Die zweite Folge hatte uns in den letzten drei Heften gezeigt, auf welchen drei Grundpfeilern die Jungmannschaft unseres Volkes beruhen muß, auf der heldischen Freundschaft, [..], auf dem Glauben, dass in der Jugend des deutschen Volkes sich immer wieder das Schicksal unseres Volkes entscheidet und erneuert, dass die Jugend deshalb von einer ungeheuren Verantwortung am Volk und am Reich ihre Zucht empfängt, drittens dass die Gemeinschaft der Jugend und ihre sittliche Verpflichtung auf die Gefolgschaft zum Führer des Volkes gegründet ist.
Die dritte Folge wird sich den allgemeinen Weltanschauungsfragen zuwenden.. Das unumstößliche Fundament aller dieser Bemühungen wird die nationalsozialistische Weltanschauung sein“ (S. 32).
Neu enthüllt und vernebelt ideologisch teut das Geheimnis der Natur in seinem programmatischen Vorwort folgendermaßen: „Natur, das ist der reine Ursprung und zugleich die große Aufgabe, die selten und nur in einer großen Zeit durch die edelste Zucht gelingt, das ist der geheime Sinn einer jeden Kultur.
Natur, das ist nicht die zufällige Natürlichkeit, das aus tausend Unzulänglichkeiten Geborene. Natur ist die höhere Rasse. Sie ist der Wandel des Unwandelbarsten und das zum Sein berechtigte im flüchtigen Wechsel der unzulänglichen Erscheinungen.
Treue zur Natur, das ist der Glaube an die ewig junge Schöpfung Gottes. Natur ist Größe aus Geburt“ (S. 4/5).
In seinen folgenden Texten, in denen er als Meister durch die Natur der Tierwelt und zu den magischen Quellen führt, liegt der Kern seiner späteren Spruchdichtung „Waldsteine“ (1967). Sein Dialog – entnommen „Der Folger“ 2, August 1932, S. 13-16 -  zwischen Leif und Gorm (S. 17-21) thematisiert die Sicht auf die neue Zeit der Umbrüche. „Gorm: Du weißt auch, wie ich verehrend stehe vor dieser gegenwärtigen neuen Schöpfung des Lebens [..] Das Verzerrte, Überreizte, Verkauzte, Lüsterne, Genüssliche lagert wie ein Schlamm um uns und der, der seinen Fuß darauf setzt, sinkt ins Heillose“ (S. 19). Und auch der Heldentod Siegfrieds fügt sich in den Kreislauf der Natur: „Gorm: Darin erkenne ich das tiefere Geheimnis des unschuldigen Helden. Diesen einen Tod vermag er nicht zu vermeiden, nein, er geht ihm entgegen als dem einzigen lauteren Schicksal, das ihm gebührt. [..] Uns aber ist sein Tod nicht vergeblich, sein Blut, das mit dem Wasser sich mischt, gießt die heilende Kraft erneut in den Born, daß alle genesen, die davon trinken“ (S. 20). Hölderlin, Nietzsche, George und Jean Paul stehen wiederum mit Texten Pate. Der Kollege Rupert Rupp der „Westmark“-Mannschaft schließt mit seinem Fraktur-Gedicht „Das neue Leben“ die letzte Seite der letzten Nummer dieser einst renommierten Jugendzeitschrift, die Dr. Karl Müllers ideologischem Züchtungsversuch anheimfiel, ab.

Georgica
Nach dem Gedicht „Grenzland“ eröffnet Teut Ansolt in dem Kulturheft von „Die Westmark“ seine ab Herbst 1933 ständige Mitarbeit mit dem Beitrag „Stefan George/Der Dichter und die Zeit“.[47] Hier bedient er sich noch oder ausnahmsweise bei einem Essay des Pseudonyms, wahrscheinlich um seine poetische Gefolgschaft zu signalisieren. Das George-Bild wird neu gerahmt: jener sei - auch im kleinen Kreis - der „tiefste Erreger der ersten umfassenden Wandlung unseres Volkes“ „an schicksalhaftem Ort und in schicksalhafter Zeit“ (S. 65). Sein Verdienst sei es, dass Deutschland nicht mehr aus der fremden, abendländischen Mitte empfange, „sondern männlich aus dem eigenen Blut und eigenen Geist Gestalt ward“ (ebda.).   

Das ist nachgerade falsch: kein deutscher Dichter der Epoche verdankt den europäischen Größen, die er alle übersetze, so viel wie George den Baudelaire, Dante, Shakespeare,
den französischen Symbolisten und anderen europäischen Zeitgenossen. Jedoch blendet Müller diesen George aus, setzt ihn in Zusammenhang mit dem Aufbruch der deutschen Jugendbewegung und deren Werte, indem er so die heikle Problematik der Knabenverehrung Maximins umgeht. Vor allem stellt er Stefan George als Vertreter der Mitte Deutschland, „ja vielleicht [als] Westmärker“ (S. 66) vor, damit Deutschland gegenüber dem Osten und dem Westen die Mitte Europas behaupte. George stirbt allerdings am 4. Dezember 1933 in Minusio in der Schweiz, wo er ohne Vertreter des Reiches von seinen Freunden bestattet wurde. „Er sah als seinen wahren Folger den Mann der staatlichen Tat und wusste, das dieser nicht aus dem Kreis der derzeit Herrschenden käme, sondern aus der Schicht der instinktsicheren, blutvollen, alles wagenden Schicht des namenlosen Volkes“ (S.67) Er schuf aus dem Chaos das „Neue, das dritte Reich“(ebda.). „Hundertfach ließe sich aus den Sätzen der beiden die Verwandtschaft bezeugen“ (S. 68). 
Das ist gewollte Aus- und Verblendung, ausgehend von der platten Auffassung von Georges „Das neue Reich“ vom Oktober 1928 als Verkünder des dritten Reiches.[48] Ebenso platt wäre es, den Attentäter von 1944 und persönlichen Erben Georges, den (adligen) „Neiding“ Claus Schenk von Stauffenberg, als Vollzieher einer Familien- und Klassenfehde zu charakterisieren. 

In seinem Aufsatz vom Frühjahr 1934, „Das Gesicht der Erde. Der deutsche Sinn der Landschaft“ kommt Teut Ansolt jetzt als Dr. Karl Müller auf Stefan George zurück.[49] Müller verabschiedet sich von der Landschaft als Feld der Sinnlichkeit, Beschaulichkeit und subjektiven Spiegelung (vgl. S. 231). „Es gibt nicht mehr die Landschaft jeder einzelnen Seele. Landschaft, das ist heute unser Schicksalsraum, unser Tatenfeld, unsere Vergangeheit, Gegenwart und Zukunft über alles Einzelschicksal hinaus“ (S. 231/232). Und weiter, man ahnt es bereits: Landschaft als Rune göttlichen und völkischen Schicksals, Landschaft als Mythos der Zeit, das ist deutsch“ (S. 233). Georges frühes Werk „Das Jahr der Seele“ habe sich von der Einzelseele in das Jahr der deutschen Seele, zum Rade verwandelt (Vgl. S. 234).  
Und Müllers Doktorvater und George-Schüler, Ernst Bertram, sei der Dichter der „Nornenweisheit“ geworden (ebda.). Die Wiedergewinnung der „Scholle“ enthüllt das „mütterlich Gebärende“: „Die erste Tat Hitlers war eine Doppeltat. Er schenkte dem Männlichen wieder sein eigenstes Gesetz, das Heldische. Er schenkte dem Mütterlichen seinen Urboden, die freie Scholle und das reine Blut“ (S. 235).

Ulrich Raulff zeigt in seiner Studie „Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben (München 2009), wie ab 1934 die nationalsozialistische Kritik sich gegen Stefan George formiert mit drei Schwerpunkten: das undurchsichtig Elitäre des „geheimen Deutschland“, die Homoerotik und die Vorherrschaft von Juden in Georges „Reich“.[50] Müller gerät erst Anfang der Kriegsjahre noch einmal persönlich in diesen Zusammenhang in eine retrospektive Kritik durch Max Nitzsche (s.u.). Seine ganze obige Vereinnahmung der George-Tradition bis ins 19. Jahrhundert zurück muss man als Rettungsversuch sehen – weniger für George als für sich selber -  dessen Verrenkungen und Grenzen ihm eigentlich früh klar gewesen sein müssten. Auffällig ist, dass Müllers Name kurz nach dem Tod des Meisters bei der George-Morgenfeier im Saarbrücker Stadttheater im Januar 1934 nicht auftaucht.[51]



Schein-heldische Tarnkappe
Das Ziel unserer bisherigen Ausführungen war es, anhand der Quellen die Entwicklung der Jahre 1932 bis 1935 mit tusk und teuts Ausformungen des Heldenideals im Mittelpunkt zu illustrieren. Dabei haben wir gesehen, wie die Texte wirklich aussahen, von denen teut eingangs gesagt hatte, dass darin nichts sei, was man ihm politisch vorwerfen könne (s.o). Zu ergänzen wären teuts Tagbücher und seine Korrespondenz. Das Wesentliche wurde jedoch präsentiert, weitere Quellen erscheinen uns redundant. Das gilt auch für die nachbündische Periode ab 1936. Die Parteikarriere als Kulturwart impliziert die des Schriftstellers der Westmark. Müller bekennt sich 1968 nur zu einer historischen Novelle, „Der Bibelschreiber“ (Berlin 1943). Sie handelt von der kulturellen Überlegenheit eines deutschen Bibeldruckers im druckunkundigen Paris. Vergleicht man diesen Ansatz mit zeitgenössischen Texten über die Kultur des besetzten Frankreich von Gerhard Nebel oder Ernst Jünger, dann fragt man sich, ob dieser altfränkische Aufguss das Papier wert war, das Rokka ihm dafür besorgt hatte.

Müllers Werke waren 1935 beschlagnahmt und der Große Wagen zuvor verboten worden. Das konnte eigentlich nicht überraschen, auch wenn die Anpassungsbemühungen dem vor zu beugen schienen. Müller konnte Ballast abwerfen, von dem er sich gestaltpsychologisch und ideologisch losgesagt hatte. Die Häutung war abgeschlossen, und die Frage nach einer persönlichen Schuld stellte sich bei äußerem Einwirken nicht. Diese Ambivalenz war nach dem Krieg hilfreich, weil man den eigenen Beitrag verschwiegen und sich selber zum Opfer machen konnte. Auch Müllers Darstellung der Bewerbung um eine Dozentur an der Universität Heidelberg, die vom Amt Rosenberg verhindert worden sein soll, ist von dieser Ambivalenz.[52] Es ging nicht um eine Professur für Philosophie an der Universität selber, sondern um eine Stellung an einer Lehrerbildungsstätte, für die seine magere Dissertation und die abseitigen „Rhythmischen Masze“ wohl stärker ins Gewicht fielen als seine parteipolitischen Essays in der Westmark. Sein Saarbrücker Trucht-Freund Karl Heinz Bolay (Rokka) schreibt in seinem Nachruf: „Teut schlug eine Dozentur für Philosophie in Heidelberg aus“.[53]

Nach der Gleichschaltung der Jugendbünde in der Saar ab Januar 1935 geriet jeder weitere Kontakt mit ehemaligen Truchtlern als „bündische Umtriebe“ ins Visier der Gestapo. Dennoch gingen viele alte Freundschaften und sogar Treffen weiter, die sich plötzlich zu Straftaten umwerteten und vor den Überwachern verheimlicht werden mussten. Aber welches Gewicht ist einer Überwachung zuzusprechen, wenn man sich parteipolitisch schon bewährt hat wie Dr. Karl Müller? Ist nicht die Hausdurchsuchung während seiner Hochzeitsreise eine rücksichtsvolle Geste im Gegensatz zur kurzen Verhaftung des eben zwanzigjährigen Rokka?
Dr. Karl Müller geht keine großen Risiken ein. Im Gegenteil, im Jahr 1940 arbeitet er als Studienrat in Coburg, der Hochburg des Nationalsozialismus. Hat man den erfolgreichen Schulungsleiter an die kurz zuvor neu eingerichtete 1. Reichsschule der NS-Frauenschaft auf Schloss Hohenfels berufen? In irgendeiner Weise muss er auch dort überzeugt haben, denn 1941 betraut man ihn mit dem Aufbau eines deutschen Gymnasiums im annektierten Metz.[54]
Beide Tätigkeiten mochte er im Nachhinein nicht wahr haben: in seinem Entwurf eines Lebenslaufs parallel zur Geschichte der Trucht von 1971 unterschlägt er diese beiden Jahre, denn er setzt den Beginn seines Militärdienstes auf den Januar 1940. Er trifft Bolay aber erst im Januar 1942 in Potsdam, macht eine Marine-Ausbildung in Kiel und wird als 1944 preisgekrönter Kriegsberichterstatter nach Fahrten in der Ostsee, im Schwarzen Meer und vor allem in der Ägäis am 18.10.1944 auf Santorin von den Engländern gefangen genommen. Seine Log-Bücher über diesen Einsatz im Mittelmeer, die er vor Ort einem griechischen Geistlichen samt seiner Leica anvertraut hatte, arbeitet er nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft editorisch auf.

Wir haben fest zu halten, dass Karl Christian Müller unter verschieden nominellen Masken  und  anonym zunächst die Führung der Trucht, deren Gleichschaltung und die weltanschauliche Integration als Schriftsteller emsig ausfüllte und vorantrieb. Dabei wusste er auch, wohin der aufnehmende Nationalsozialismus führte, dessen Jugendlichen er auf einen heroischen Opfertod einschwor und dessen Rassenpolitik er in ihren Auswirkungen kannte.  Sein befreundeter Rezensent der „Rhythmischen Masze“, der Bonner Kunsthistoriker Heinrich Lützeler, schrieb am 1.3.1947 an Käte Müller, die seit der Ausbombung des Müllerschen Hauses in Saarbrücken mit der Tochter Doris am Ort ihrer Arbeitsstätte während der letzten Kriegsjahre, in Obermarchtal an der Donau, geblieben war: Er stünde noch unter dem Schock, als sie ihm gestanden hatte, „bei welch einer wahrhaft verruchten Behörde sie arbeitete. Welch eine Verirrung der Geister und Herzen“.[55] Das lässt nichts Gutes ahnen. Die Euthanasie-Tötungsanstalt Grafeneck war nicht weit, wurde aber schon 1940 verlagert. Käte wird ihren Mann bei seinen Besuchen wohl über den dunklen Hintergrund informiert haben.

War nun Karl Müller eher selber nach 1935gefährdet als dass er jemanden durch ideologische Indoktrination gefährdete? Die Antwort ist der späteren Tarnung zu entnehmen. Für ihn war es bis in seine letzten Jahre wichtig, das Bild eines positiven Integrators vom Eiswooglager 1932 dauerhaft zu vermitteln, verfolgt vom Schatten seines Neidings tusk. Seine Verstrickung verdrängt er sein Leben lang durch die Klage über nicht endende Nachstellungen und Isolierung.[56]

Werner Helwig gibt in einem fiktiven Dialog in „Die Blaue Blume des Wandervogels“ teut ausführlich das Wort, um die Geschichte der Trucht gerade auch in der Abgrenzung zu tusk dar zu stellen.[57] Die Grundannahme teuts, die abendländische Kultur unterliege einem ontologisch begründeten Gestaltwandel und gehe zu Ende, erfuhrt durch die Anknüpfung an die großen Dichter in der Jugendbewegung ein Gegengewicht, so dass „das Leben im Geist vor der Politisierung, Technisierung und Verflachung nicht zu erschrecken brauche (S. 372),  wird 1960 als offizielle Sichtweise rekapituliert. Und man vernimmt staunend: „Man kann sich heute kaum noch eine Vorstellung davon machen, in welchen seelischen Zwiespalt unsere Menschen gerieten, denen praktische Politik bis dahin ferngelegen hatte. Einzelne Ideen des Nationalsozialismus kamen ihnen scheinbar entgegen, während ihnen andere zuwiderliefen“ (S.376) – und während teut ihnen hinterherlief, muss man wohl nach unseren Einsichten ergänzen. „Nach und nach wurde das ganze Kulturgut der bündischen Jugend ausgerottet, das sich noch gehalten hatte“ (S.377) – mit aktiver Beteiligung der bündischen Führer selber.

Halten wir noch einmal den Originalton Karl Christian Müllers dagegen; Im Mai 1941 publiziert er in der Anthologie „Der Richtstrauss“ (s.o) einen Essay „Wir bauen am Reich“. In großem Bogen lässt er das erste Reich, das römische deutscher Nation, Revue passieren bis zu dessen Untergang. „Erben waren die einstigen Vasallen! Die, die ohne die deutsche Kraft nie eine Macht geworden wären“ (S.164). „Deutschland begriff, dass eine große, umfassende, ordnende Einheit nur auf der Einheit eines Glaubens und einer Weltanschauung beruhen kann“ (ebda.). Dabei bereiteten Dichter und Denker dies vor, namentlich Hölderlin („O Morgenrot der Deutschen, o Schlacht, du kommst“, S. 165 akkumuliert aus Einzelzeilen). „Der Gedanke der Dichter und Denker ist heute im Führer zur Tat reif geworden. Den verborgenen Kampf haben wir gewonnen.“ (ebda.). „Der geistigen Macht des nationalsozialistischen Deutschlands ist keine andere gewachsen. Es gehört zum Großartigen dieser Weltanschauung, zu ihrer wirklichen Weltgültigkeit, dass sie den  R e i c h s g e d a n k e n  zu tragen vermag.“ (ebda.).
Es folgen Ausführungen über Arbeit als Beruf  oder Verruf, letzterer mit Ausfällen gegen die Juden, Karl Marx, die Sozialdemokratie und den internationalen Kapitalismus. Das Reich sei die „Werkhalle der schöpferischen Arbeit“ (S.168), ausdrücklich unter Einbeziehung der geistigen Arbeiter. Sogar die verödeten Landschaften eines neuen Lebensraums würden besser gestaltet denn je unter den Zielsetzungen des Führers (vgl. S. 168 f.).    

Und neunzehn Jahre später in Werner Helwigs Blauer Blume:
„Noch 1942, mitten im Krieg, erschien ein Buch von Max Nitzsche: „Bund und Staat. Wesen und Formen der bündischen Ideologie“.[58] „Diese Schrift ist meines Wissens die zusammenfassende Abrechnung des Nationalsozialismus mit den Bündischen. Vieles in dem Buch ist absichtlich missverstanden. Aber es ist doch bezeichnend, dass der Nationalsozialismus es für nötig hielt, sich mit den Bündischen auseinanderzusetzen und sie lahmzulegen“ (S. 377/378).
Worum geht es in dieser Schrift und welche Kritik wird an der Trucht und teut geübt?

Max Nitzsche nimmt das Ergebnis seiner durchaus kenntnisreichen Untersuchungen vorweg: die Ideenkreise und praktischen Erscheinungsformen des Georgeskreises, der Neuen Nationalisten (vor allem am Beispiel Ernst Jüngers) und die freien Jugendbünde hätten als  gemeinsames Kennzeichen einen „zwischenzeitlichen Charakter“ ( S. 1). Er stellt 1942 im Blick auf den Beginn der dreißiger Jahre fest, dass diese drei Gruppierungen „weder ihren geistigen Ansatzpunkt an den Kräften geschichtlicher Wirklichkeit, den Grundformen unserer völkischen Daseinsordnung [hätten], noch wirken sie gestaltend auf diese Wirklichkeiten zurück“ (ebda.). Alle drei seien eine besondere Ausformung des Männerbund-Gedankens mit der irrigen Annahme, dass das männliche Prinzip gegenüber dem organischen Bereich des Volkes eigenschöpferische Kräfte entfessele, die sie künstlich isoliere und die „erotischen Gefühlrichtungen auf das eigene Geschlecht abbiegt“ (S.2).
Das sind keine neuen Vorwürfe, ja nicht einmal solche, denn zwischenzeitlich hätten sich diese Ansätze überlebt. Nitzsche zeigt noch einmal unter Bezugnahme auf die Arbeiten der nationalsozialistischen Germanistik die Irrtümer von Georges „charismatischem Herrschertum“ auf und die „eigentümliche Sterilität“ des poetischen mann-männlichen Erotismus anhand von Epigonengedichten an Knaben (S. 18 ff.) und der „Gott-Erzeugung“ Maximins. Interessant ist, dass er nicht wie einst Müller in dieser Jünglingsgestalt einen kulturellen Neuanfang sieht, sondern eine Kunstgestalt fern von Zeit und Wirkung, die nur für sich selbst  am Ende einer Entwicklung lebt, vergleichbar dem wundersamen, sterbenden Vogel in Georges Hirtengedicht „Der Herr der Insel“ (vgl. S. 22 f.). Dass diesen introvertierten seelischen  und kultischen Triebkräften dynamische nationalsozialistische Mutterschönheit und Manneskraft entgegen gesetzt werden, ergibt sich aus Nitzsches Ansatz, den er in erstaunlicher Kürze memoriert (vgl. S. 24), wenn er Georges Ablehnung des Rassenprinzips von den jüdischen Mitgliedern des Kreises motiviert sieht (vgl. S. 24 und 26 f.).

Dem hier nicht relevanten Kapitel über den neuen anarchisch-chaotisch-metaphysisch-utopischen Nationalismus folgt die Darstellungen der Positionen der d.j.1.11, der Deutschen Jungentrucht, der Nerother und des Grauen Korps (S. 47 ff.). Das erste Merkmal dieser Bünde ist die „völkische Entfremdung“, d.h. das Herausreißen der Jungen aus den Zusammenhängen des natürlichen und umgebenden Lebens (vgl. S. 48). Er widmet sich in dieser Kritik der Ordenslehre der „politisch labilen“ Führergestalt Eberhard Köbels (mit Zitaten aus der Heldenfibel, S.49) und dessen Idee eines „losgelösten Jungenstaates“ (S. 50). Nitzsche hat auch die Kiefer gelesen und moniert die östlichen Methode des Heroismus und, was aus der Feder eines Nationalsozialisten im Krieg verblüfft, die „pervertierte Todesromantik dieses Ideals (S. 51). Kennzeichnend seien dafür die Lieder, wobei er ausgerechnet teuts „Von der Dämmerblumenwiese“ aus den Liedern der Trucht von 1933 zitiert. Aber Karl Müller hat sicherlich, wenn er die kleine Studie überhaupt schon 1942 zu Gesicht bekam, hierin nicht den Vorwurf einer Fehlleistung gefürchtet, wohl eher in dem Kapitel über die Erscheinungsformen jugendlicher Homoerotik, wo seine bewusst anonymisierte Erzählung aus der erstmals von ihm redigierten Heldennummer des Großen Wagen 4, 1934,  „Der verlorene Zug“, einen dem Anführer „verfallenen“ Jungen zeigt oder in „Entscheidung“ die Liebe Arnos zu Helgo  „das gesunde Empfinden des Jungen in krankhafte Bahnen“ lenkt (S. 56). Auch die Knabenfotos seien im Ton „sinnlichen Abtastens“ gehalten (ebda.). Dieser Freundschaftsbegriff biege die seelischen natürlichen Richtungskämpfe um im Gegensatz zum Begriff Kameradschaft (vgl. S. 57). Der eigentliche Abschnitt über die Trucht umfasst nur die Seite 58  und thematisiert nicht zu Unrecht die aus dem Begriff abgeleitete „nur-persönliche Bindung der Folger an den Führer“. Dieser Bund, so wird teut von 1932 zitiert, ist „Kampf und Bewährung des herrscherlichen und heldischen Menschen, ohne jede Bindung an einen Zweck“. Dass er sich später überzeugt dem Volksganzen zuwandte, kann ihn eigentlich nur gefeit haben. Eine akute damalige Gefahr aus diesen „Angriffen“ abzuleiten, ist u.E. abwegig, ja Nachkriegstaktik der Verschleierung. Nitzsche bekräftigt noch einmal zusammenfassend die „historische Erscheinung“ des Abgehandelten (S. 60). An die Stelle des Begriffes der „Führung“ der Bünde sei der der „Herrschaft“ des Reiches getreten (S. 65). Das hatte auch Karl Christian Müller schon zu Ende gedacht, als er 1941 seinen obigen Grundsatz-Beitrag zur Anthologie „Der Richtstrauss“ „Wir bauen am Reich“ nannte.

Die NS-Tarnkappe, die im 3. Reich den Bündischen unsichtbar machen sollte durch Funktionsübernahme und NS-Schrifttum, konnte nach der ägyptischen Katabasis der Kriegsgefangenschaft nur kurz gelüftet werden und diente dann zusammen mit dem Schutzschild der Verfolgung namentlich durch Nitzsche der Unsichtbarmachung des Ideologen des Vergangenen. Heroismus mit Hintertür.

Die Waage der Ambivalenz

Semper aliquid haeret – immer bleibt etwas hängen, besonders dann, wenn es einem nicht von dritter Seite nachgesagt wird und fortwirkt, sondern weil man es selber produziert und dann vertuscht hat. Fassen wir zusammen mit einem Ausblick auf das letzte Lebensdrittel Müllers, die Jahre des Wiederaufbaus nach 1950, in denen er als Dichter an der neuen Oberwelt zahlreiche Werke vorlegte und die Trucht noch zweimal neu gründete.
Hatte er vor dem Krieg willentlich durch seine NS-Karriere und Schriftstellerei ungewollte Verdächtigungen aus bündischer Vergangenheit erfolgreich aufgewogen, so war dies nach 1950 umgekehrt. Er hatte beruflich wieder Fuß gefasst und verstand sich als Dichter mit bündischer Reputation (von 1932) in der saarländischen Autorenszene, war aber bedroht durch seine NS-Vergangenheit, die wenigen Schriftstellerkollegen der Westmark-Zeit bekannt war. Auf beiden Schauplätzen blendete er Verfängliches aus, interpretiere Verhaltensweisen um, und dies desto intensiver, je schädigender es aussah. Damit stand er in der Adenauer-Ära nicht allein, in der die Wahrheiten verdrängt und scheibchenweise spät ans Licht kamen. Brach das Alte ungewollt durch, konnte er sich der Maske der Verfolgung bedienen, um nicht zu Schuldbekenntnissen gezwungen zu sein. Der Neubeginn ist von der Verantwortung für das Alte, das andere und das das Schicksal scheitern ließen, abgelöst und zelebriert wie in den neuen Heften des Großen Wagen höchstens Trauer um die Gefallenen. Bald schon überlagert der Neubeginn das Alte so, dass es verdeckt und versteckt wird. Die Druse der Esoterik schließt sich wieder.
Die tragende Säule dieses Systems ist eine konservative Grundposition.
Die Weltordnung unterliegt einer neuen Präge, obwohl Hölderlin und weniger George immer noch Bezugsgrößen bleiben. Die Kritik trifft jetzt die Zeitströmungen: „Die heute herrschende und mit dem Strukturalismus verbundene Weltanschauung kümmert sich kaum noch um die Wandlungen der Gestaltenwelt, um die Kulte und Kulturen, aus denen die großen Stile hervorgegangen sind. Die Wandlung aus Ursprüngen verlieren für sie jede Bedeutung“.[59]
„Werdende Kulturen, neue Ursprünge bedürfen zur Selbstfindung eines weiten Trümmerfeldes, in dem sie wählen dürfen. Sie ergreifen väterliches Gut der Vergangenheit, wie auch des Fremden, das sich in ihren Händen bald verwandelt. Kaum werden sie sich dessen bewusst, wie sie unversehens auf neuen eigenen Wegen gehen, auf Schicksalswegen, die zum Ursprung eines neuen Insgemeinen und zu dessen Kulturgemeinschaft führen“ (ebda.).
Ein neues Gesicht mit erweitertem Gesichtskreis? Wurde aus der Katastrophe gelernt oder wurde sie nur relativiert?
Karl Christian Müllers dichterisches Vermächtnis mit der Triologie „Die Sandrose“ (1966), einem unveröffentlichten Argonauten-Teil und „Meerhornruf“ (1974) geben in biographischen Versatzstücken, Naturerfahrungen und Mythos eine umfassende Antwort, die erst einmal anzuhören ist, bevor sich das abschließend beantworten lässt.



Dieser Essay entstand im Frühjahr 2011 nach längeren Recherchen im Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass und hält meine Ergebnisse fest, ehe Torsten Mergen 2012 mit seiner Dissertation „Ein Kampf für das Recht der Musen“. Leben und Werk von Karl Christian Müller alias Teut Ansolt (1900-1975) ein umfassendes Bild dieses Autors erstellte, das in unserem Blog Aspekte der Übergangsphase ausführlicher darstellt.



[1] Vgl. Eberhard Koebel-tusk: Werke. Zeitschriftenaufsätze Band 2. Edermünde 2003,  S. 13.

[2] Vgl. Briefwechsel Müller/Helwig im Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass, Mappe 92: Helwig an Müller 4.5.1966 und  17.11.1967.
[3] Vgl. Teut Ansolt: Die beiden Diebe. Plauen 1932, das im Typoskript vorliegt,  als  Prosa-„Schelmenspiel“ ausgewiesen mit einer dreiteiligen Simultanbühne sowie ders.: Bauer, Dieb, dann Herrscher. Plauen 1933.
[4] Vgl. Arno Klönne: Jugend im Dritten Reich. Die Hitler-Jugend und ihre Gegner. DTV 1982, bes. S. 105 ff.
[5] Vgl. M. Luserke: Jugend und Laienbühne. Bremen 1927, S. 58: „ Jedenfalls scheint uns der Gemeinschaftswille keine ausschließliche Eigenschaft des Bühnenspiels im jugendlichen Lebensalter zu sein, wohl aber die trotzig-parodistische Lebenslust, das Narren- und Tänzertum der Mimik, die gewalttätige Verliebtheit in jeden Tiefsinn und die ruckweise Versonnenheit“. S. auch E. Koebel: Zeitschriftenaufsätze Band 3, Edermünde 2004, S. 300, wo er über eine für Jungengruppen gut zum Spielen geeignetes Luserke-Stück im Juni 31 berichtet.  
[6] Vgl. Der Große Wagen [=GW] II, 5, Sept. 1934, S. 10-12:“Ili und die Stadt des südlichen Königs“ sowie GW II, 6 ff.:“Der erste Folger“.
[7] Teut berichtet in der d.j.1.11.„Rakete“ 103/104 vom 18.12.1931, vgl. Koebel, Band 3, S. 272:“wohlgelungener werbeabend in saarbrücken, 40 buben in blauer kluft. „am lagerfeuer“ unsere kosaken- und d.j.1.11-lieder, tänze, sprechchöre, indianerkünste und dann die „die beiden diebe“, unser neues lied: der morgen dämmert, krieg ist entfacht. die trommel gehämmert, gefangene eingebracht.“ Vgl. Lieder der Trucht, S. 24 f. – Wolfgang Paul beginnt „Das Feldlager. Jugend zwischen Langemarck und Stalingrad“. Esslingen 1978, S. 1 f.: „Für einen Morgen, den des ersten September 1939, war das Kriegslied erdacht, das der Gefreite Koch jetzt nicht aus dem Kopf brachte:“ Der Morgen dämmert, /Krieg ist entfacht [..] Wer bleibt Sieger?/Stumm ist der Mut,/bereit der Krieger,/er trägt den Eisenhut,/Länder, die verderben,/grüßt ein Morgenschein./Ohne Opfer sterben,/kann nicht Sonne sein.“
[8] Vgl. „Die Weltbühne“ 26, 1930, Nr. 45, Zitat von S. 684.
[9] Bei Erich Kästner und Heinrich Mann hieß es:“ Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat“, bei Remarque, dem Autor von „Im Westen nichts Neues“, „gegen literarischen Verrat am Soldaten des Weltkriegs, für Erziehung im Geist der Wehrhaftigkeit!“ Vgl. R. Geißler: Dekadenz und Heroismus. Zeitroman und völkisch-nationalsozialistische Literaturkritik. Stuttgart 1984, S. 23.
[10] Rakete 42 vom 16.4.1931. In: Koebel-tusk Bd. 3, S. 221.
[11] Ebda., S.223. Vgl. weiterhin S. 225.231.
[12] Vgl. Koebel-tusk [Bd.1], S. 194-106.
[13] Vgl. Koebel-tusk Bd.3, S. 217.
[14] Vgl  Ders. Bd.2, S. 175-179 aus „Das Lagerfeuer“ vom 5.Mai 1931.
[15] Vgl. im Detail Fritz Schmidt: Ein Mann zwischen zwei Welten. Eberhard Koebels politische Entwicklung, seine ersten Jahre in der Emigration und  seine Wirkung auf die illegale d.j.1.11. Edermünde 1997, bes. S. 14 ff.
[16] Vgl. ebeda., S. 28 f.
[17] Vgl. z.B. teut im „Sender“ vom 25./26.2.1933: „schlesien habe ich abkommandiert für das lager der quickborner“. S.u. Heroismus III.
[18] Vgl. Zeitschrift für eine junge Gesinnung 2,1, Okt.1933, S. 14, erschienen bei Günther Wolff, Plauen.
[19] Vgl. Schmidt, a.a.O., Seite 18 f.
[20] Vgl. ebenda. S. 37. Siehe Heidrun Holzbach-Linsenmaier: „tusk – der Deutsche“.In: www.zeit.de/1997/09/tusk_-_der Deutsche.
[21] Vgl. Koebel-tusk, Bd.2, S. 181-187.
[22] Vgl. „Die Kiefer“  3, Mai 1933, S. 14 ff.
[23] Ebda., S. 15.
[24] Ebda., S. 16. Vgl. ähnlich die „tyrker“ 3-6 vom Mai 1933 in der Zusammenfassung Koebel-tusk, Bd. 1, S. 134 ff.
[25] Vgl. „Die Kiefer“ 5, Juli 1933, S. 4.
[26] Ebda.
[27] Achim Reis: tusk und Japan. Boblingen 1992 zitiert bei Schmidt 1997, S. 26, setzt den Beginn der Beschäftigung mit der japanischen Kultur auf das Jahr 1928 zunächst graphisch. Die inhaltliche Seite ist in ihrer thematischen Chronologie folgende (Zitiert nach der Faksimile-Ausgabe „Die Kiefer“, Edermünde 1994, die nicht in allen Teilen übereinstimmt mit dem Nachdruck in Koebel-tusk Bd.3) : „Hara-Kiri“, in: Das Lagerfeuer 11/Nov. 1931, jetzt in: Koebel-tusk Bd. 2, S. 87-90.
„Ein Schwert“, in: Der Eisbrecher 15/Okt. 1933 vgl. Bd. 2, S. 90-91; „Briefe an den Graphiker“ [zu japanischen Holzschnitten], in: Pläne 1 u. 2, Jan./Febr. 1933, in: Bd. 1, S. 237-239; „Japanische Lyrik“ [zu Werner Helwigs japanischen Nachdichtungen, vgl. ders. In: Die Kiefer 2/April 1933, S. 1-3], ebda. S. 239 f.; „Zen“, in: Die Kiefer 1/Aprl 1933, S. 2-3; „“Indem du zerlegst, tötest du das Lebendige (analysierendes Europa)“, ebda. S. 4-7 sowie „Das nicht diskutierende Land (die „synthetische“ Weltauffassung Asiens)“, ebda., S. 7-10;
„Bücher“[Japan allg., Kunst und Zen], ebda., S. 10-11; „yet an –ism“[Zen], in: Die Kiefer 2/April 1933, S.5-12; „Bushido“, in: Die Kiefer 3/Mai 1933, S. 4-11 und die Fortsetzung zum ethischen System Bushido 4/Juni 1933, S.1-5; „Die zehn Stadien des geistigen Kuhhütens“, ebda., S. 6-13; „Die aufgehende Sonne“, in: Die Kiefer 5/Juli 1933, S. 1-5, darin S. 4-5 die zitierte „Methode des Heroismus“; „Bushido“[3.Teil], ebda., S.8-10; „Keine Arbeit, kein Essen“ [Zen], ebda., S. 10-12; „Maz-daz-nan“[körperliche Übungen auf dem Langeoog-Lager, auf dem wie gezeigt die Haiku-Imitationen entstanden], in: Die Kiefer 6/August 1933, S. 7-8; [Bericht über ein Treffen mit Kano, dem Begründer der Yu-do Lehre, „einer weltanschaulichen Erweiterung des Yiu-Yitsu“ bei Erwin Toku Bälz anlässlich des deutschen Turnfestes] in Stuttgart, ebda., S. 16. [Bälz, der im selben Heft S.1- 4 einen einleitenden Artikel „Das heilige Erbgut des Ostens“ beisteuerte, beeinflusste tusks Japan- Verständnis ebenso sehr wie seine spätere Ehefrau Gabriele] „Bushido“ [4.Teil], ebda., S. 15 f.; Anonym, vermutlich tusk: „Drei Ermahnungen zenistischer Meister“, in: Die Kiefer 7/Sept. 1933, S. 1-5; „Kampf um den Körper“[Fechten], ebda., S. 5-7; „Hsin-hsin-ming“, ebda. S. 7-11 übersetzt von Gabriele Koebel; [ebda., S. 113 Nachdruck: J. Nitobe: Bushido, „Die Frau“; „Neue Kriege“ (kuli) zur militärischen Situation Japans S. 13-15: zu „soldatische Gesinnung“, „Opferbereitschaft“] „Neue Kriege“ II, ebda., S. 15: „Die Umwelt verschont uns nicht mit dem Vorwurf, Anbeter des Ausländischen zu sein. Wir lassen uns nicht beirren.“ [Japan mangelt es nicht an Nationalismus am Beispiel der „menschlichen Torpedos“]; [Anonym, aber wie der übernächste Artikel wohl doch auch von tusk] : „Zitate über das Wesen der ostasiatischen Tuschmalerei“, ebda., S. 16. – Ab Oktober 1933 wird „Die Kiefer“ unter dem Namen „Zeitschrift für eine junge Gesinnung“ bei Günther Wolff in Frakturschrift fortgesetzt. Von E.K. stammt: „Der ‚Pinselhieb’“, ebda., Heft 1, S. 7; „Die Philosophie des Hsin-hsin-ming“, ebda. S. 8-11 [Erweiterung auf China und Bezugnahme auf Heraklit, ders. auch in 3/Dez.33 und in „Die Heldenfibel“]; „Die Zahl Drei“, ebda., S. 12 sowie „Chinesische Moralsprüche“ S. 12; „Oestliche Sterne von Himmel der praktischen Religion“, Ebda., Heft 2, Nov. 33,  S. 22-23 [mit Sprüchen von Shoseke Kaneko]; „Die Philosophie des Hsin-hsin-ming“ [Teil 3], ebda. S. 23-25 [zur intellektuellen und intuitiven Erkenntnis]; „Ueber das Wesen und den Ursprung des Menschen“ [Kaneko ff.] ebda., 3/Dez. 1933, S. 34-42; „Die Philosophie des Hsin-hsin-ming (Schluß), ebda., S. 50-52. [Im letzten Heft Jan. 1934 vollzieht tusk eine thematische Kehrtwende in seinen Betrachtungen „Thor oder Jesus?“ und „Die vier Armeen“, d.h. die christlichen Hauptströmungen].      

[28] Vgl. Die Kiefer 5, Juli 1933, S.4-5.
[29] Vgl. Koebel-tusk Bd. 1, S. 58-95 (Tyrker 10/12, Jan. 1933). Der gespannte Bogen ist Symbol für “Verhaltenheit, ungestillte Sehnsucht, dauernder Wunsch. Das Holz möchte, solange es ein Bogen ist, gerade sein und kann nie. Daraus kommt die Kraft, immer wieder Pfeile absenden zu können.“ (S. 90). Der Kontext ist hier nicht Zen, sondern noch die Kosakenwelt.
[30] Vgl. ebda., S. 61ff. ausführlich zur Typologie  „Helden der Wiederholer“ vs. „Helden der Selbsterringenden“. Wenn sich letztere auf „die Suche nach Formen und Disziplinen, Feiern, Siegen und Verlusten begeben, dann entsteht zwangsläufig: Autonome Jungenschaft“, frei von jeder Verpflichtung [..]“. (S. 62 f.)  und ohne weltanschauliche Festlegung wie in einer Staatsjugend (vgl. S. 79).
[31] Vgl. Koebel-tusk Bd. 2, S. 84 ff. „Scapa Flow“ [von 1929]: „Aber als Scapa Flow bekannt wurde, musste ichs ja glauben, dass ich nie Mariner werden würde“ (S. 86).
[32] S. 32 „Ich will dir eine Heldenfibel schreiben“, damit du mutig wirst“.
[33] F. Schmidt 1997, S. 53 f. weist kritisch (eine „Chimäre“) auf den Absturz Romin Stocks im August 1930 und die konträren Bewertungen angesichts des Alltags der Verfolgungen hin. Vgl. die Ablehnung von NS-Seite ebda., S. 55.
[34] Vgl. Koebel Bd. 1, S. 249 ff. In Pläne 1 und 2, Jan./Febr. 1933, Zitat von S. 249. Schon im GW 3/1932, S. 22 ff. hatte er unerkannt unter seinem Pseudonym bertrand de born  die „praktische erörterung solcher fragen wie wehrsport, arbeitsdienst, staatsjugend, grenzlandarbeit“ eingefordert“ (S.25). Wenn der neue Bund nicht zur Zusammenarbeit mit anderen käme, sei „er für deutschland nichts wert“ (ebda.).
[35] GW 4, 1933, S. S. 2.
[36] Vgl. Ebda., Bd. 1,  S. 247 f. Und zuvor z.B. von  1929 in Koebel-tusk, Bd. 3, S. 333. ff sowie S. 180 ff. von 1930.
[37] Koebel-tusk, Bd.3, S. 155.
[38] Vgl. z.B. die Leitsätze der 2. Trucht zum Bad Nauheimer Bündnis Okt. 1956, in GW 1/1957, S: 11 zum „gemeinsamen Geist“: „[..] Dem die Gemeinschaft der Freunde heilig ist, welche einander beschenken und von einander Geschenke zu nehmen bereit sind, Der den Gewinn des Herzens höher wertet als jeden Nutzen aus geschäftlichem Erwerbstrieb und als jeden niedrigen Genuss, Der allem Schöpferischen ehrfürchtig gegenüber tritt und jede eitle Anmassung mit Mut zurück weist, Der aus Bereitschaft zum Leben die Kunst und die unaufdringliche Weisheit der Älteren achtet und sucht, aber das greisenhafte Geschwätz und die Eiseskälte enttäuschter oder gescheiterter Älterer flieht, [..]“. Dieser Nomos nahm in den 60ger Jahren die literarische Dimension eines Urgesetzes an, das jede Epoche neu prägt, aber entdeckt oder durch Musen vermittelt und durch den Dichter formuliert werden muss. Vgl. dazu die Briefe an Helwig vom 20.6.67; 24.6.68: 7.4.71: 3.6.71; 6.1.72  („Um das Weltbild nicht aus dem Ich, sondern aus dem gewandelten Weltgrund, dem neuen Weltgesicht ging es mir eigentlich seit je. Es geht mir um die neue Maske Gottes“) und 24.12.72.
[39] Vgl. einen undatierten Rundbrief (nach Ostern 33) in Koebel-tusk, Bd. 3, S. 335 ff., Zitat von S. 339.  
[40] Brief an Werner Helwig vom 8.1.1955 im ARCHIV, Mappe 92. 
[41] Vgl. zur Typologie des völkischen historischen Romans F. Westenfelder: Genese, Problematik und Wirkung nationalsozialistischer Literatur am Beispiel des historischen Romans zwischen 1890 und 1945. Frankfurt /Main 1987, bes. Kap. III, 4. Wesentlich ist, dass die Erneuerung aus dem Bauerntum kommt und sich heldenhaft kämpfend durchsetzen muss. Die Landnahme vollzieht sich Osten in Anknüpfung an die heroischen Gründer des Reiches wie Siegfried, aber auch an Friedrich den Großen.  
[42] Ein Ritus, der in der Jugendbewegung und besonders im Werk Müllers seinen festen Platz hat, vgl. noch  Ders.: Entflammte Stunde. Heidenheim 1973. (Sprüche und Lieder zum Feuer, die bis auf die pathetischen Lieder der Trucht zurück reichen). Vgl. schon Lieder der Trucht, Kap. 2 „Feuer und Tanz“.
[43] Vgl. S. 2 und 3. Neus Plastik entstammt dem Maiheft 1934 von „Die Westmark“, S. 471. Das Gedicht könnte wegen der georgischen Ausdrücke „heilige Fron“ und „Folger“ von Teut Ansolt sein. 
[44] Hier S. 11 aus Stefan George: Das neue Reich. Ders.: Werke. Ausgabe in zwei Bänden. München 1958, S. 437 f. Es ist Müllers erstes Zitat aus diesem Werk, das in „Die Westmark“ (s.o.) die zentrale Rolle für George und das dritte Reich einnimmt.
[45] Vgl. GW 5, 1934, S. 28 „Dichtung“ – anonym, d.h. vom Herausgeber.
[46] Vgl. ebda., S. 31 zu Naumann und anderen: „Diese berichtenden Bücher, von Miterlebenden und Führenden selber geschrieben, Chroniken über eine täterisch-schöpferische Zeit, sind mehr wert als viele der sogenannten Dichtungen, auch sind sie oft besser geschrieben. Ihre nüchterner und doch tief durchglühter Opfergeist wird euch im Kampf gegen die bürgerlichen Sicherungstriebe im Zaum zu halten helfen.“
[47] Vgl. zu „Grenzland“ „Die Westmark“ 1, Weinmond 1933, S. 27 mit der Phragis: „[..]Dann erst öffne jubelnd/ein Tor, wenn Er sich naht im Sturm/der Liebe, des eigenen Reiches Herr!“. – Vgl. ders. in Nr.2, Neblung 1933, S. 65-68.
[48] Ernst Osterkamp: Poesie der leeren Mitte. Stefan Georges Neues Reich, München 2010, weist in einer auf die Texte gestützten eindruckvollen Analyse nach, dass dieses Reich „als Reich des Augenblicks und der Mitte“ (S. 136) ein komplexes ästhetisches ist, sich in der Kunst und dem Kreis erfüllt, was es allerdings auch missverständlich macht. Ein George-Schüler wie Müller hätte eigentlich seiner guten Textkenntnis vertrauen dürfen, um zu anderen Schlüssen zu kommen. Er missbraucht die poetische Dimension durch Weglassungen und Umwertrungen für seine weltanschaulichen Banalisierungen.
[49] Vgl. Ders., Die Westmark 5, Hornung 1934, S. 231-240.
[50] Vgl. ders., a.a.O., besonders S. 86 ff. zunächst durch den „Stürmer“ im Frühjahr 1934, wo sogar George selber ebenso wie Maximin für Juden ausgegeben werden. Stauffenberg schreibt daraufhin einen Protestbrief.
[51] Vgl. „Die Westmark“ 5, Mai1934, S. 465 f.
[52] Vgl. Brief an Helwig vom 8.1.1955, den er in Wiesbaden gegen Ostern 1935 auf dem Rückweg von einer persönlichen Nachfrage in Zuge traf.
[53] Ders., „Teut verstorben“, in: Der Eisbrecher 68, April 1975, S. 266. Bolay war ab 1940 Gaukulturstellenleiter in Magdeburg und hatte teut „mitten im Krieg“ bei derselben Einheit in Potsdam wieder getroffen. Er ging als Pazifist in den 50ger Jahren nach Skandinavien, wo er sich in Finnland und Schweden einen Namen als Bibliotheksreformer machte. Teut besuchte ihn dort erstmalig nach seiner Pensionierung 1964, um die „Sandrose“ zu dichten.
[54] Vgl. ARCHIV Mappen 122 u. 402 sowie 135 und 486 mit den Lothringen-Gedichten.
[55] ARCHIV: Unsortiertes in großen Kästen. Vgl. Helwig: a.a.O. 1968, S.9.
[56] Vgl. Briefe an Werner Helwig a.a.O. nach der erwähnten Olka-Affäre 1959 klagt Müller darüber, dass keine Anthologie ein Gedicht von ihm aufnimmt (24.10.63), dass Bündische durch Anfeindungen der Lokalpresse verfolgt würden (21.4.66) und , nachdem der erhoffte saarländische Literaturpreis an Harig ging, „man will mich mundtot machen“ (20.6.67). Auch in Max Himmelhebers „Scheidewege“ gelingt es ihm ebenso wenig wie in Jüngers „Antaios“ einen Text unter zu bringen (16.5.72 und 20.7.72). „keiner will mich in meiner Herzensmitte verstehen“ (17.8.73).
[57] Vgl. Ders.,: Die Blaue Blume des Wandervogels. Vom Aufstieg, Glanz und Sinn einer Jugendbewegung. Gütersloh 1960, S. 354-378, darin der erwähnte Rundbrief tusks zum KP-Beitritt, S. 372-374.
[58] Würzburg 1942, 69 S.
[59] Karl Christian Müller: „Das Allgemeine und das Insgemeine in der Kunst“. In: Saarländischer Almanach 1972, Saarbrücken , S. 84.